Radikale Weine
von Rainer Schäfer
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Auf dem Etikett der Flasche ist ein Bär mit menschlichen Zügen abgebildet, der ein Weinglas umklammert. Der sitzfeste Genießer ist Walter Baer, porträtiert hat ihn der Maler Otto Dill. Die beiden Freunde saßen gerne zusammen und tranken Pfälzer Wein. Baer war immer bereit für ein Schwätzchen und ein weiteres Glas.

Baer ist der Urgroßvater von Oliver Zeter, der in Neustadt an der Weinstraße ebensolche Weine erzeugt. Zeter hat ein Faible für Sauvignon Blanc, den er als Winzer in Südafrika schätzen lernte: Er möge die Komplexität dieser Rebe, sagt Zeter, meide aber das aufdringliche Aroma von frisch gemähtem Gras, das man in vielen Sauvignons findet.

Zurück in der Pfalz füllte er 2007 ein erstes Sauvignon-Fässchen für den Hausgebrauch. Eines Nachts konnte er nicht widerstehen, stieg in den Keller und probierte am Fass Schluck für Schluck. „Das war eine Sternstunde“, sagt Zeter. „Da wusste ich, dass es auch in der Pfalz funktioniert.“ Heute baut er seinen Sauvignon Blanc auf dreierlei Art aus: klassisch im Stahltank, spontan vergoren im Holzfass und sogar als Süßwein.

Sein Fumé stammt von sieben Weinbergen um Neustadt, die mit sieben verschiedenen Sauvignon-Blanc-Klonen bepflanzt sind. Ausgebaut wird er in Fässern aus französischer ­Eiche, die dem Wein rauchige Noten verleihen, auf die der Name abzielt. Im Bukett öffnen sich Duftnoten von Mandarinen, Nüssen und reifer Stachelbeere, am Gaumen zeigen sich feine Holzwürze und ein aristokratischer Schmelz.

Wenn der liebe Gott ihm auferlegen würde, dass er nur noch einen Wein machen dürfe, sagt Oliver Zeter, dann gäbe es für ihn nur eine Wahl: den Fumé.

Sauvignon Blanc Fumé 2014, Oliver Zeter, 16 Euro, Bezug über www.oliver-zeter.de