Betriebsratschef bleibt

OLD ECONOMY Aus formalen Gründen: Die Papenburger Meyer Werft scheitert vor dem Arbeitsgericht mit dem Versuch, einen Arbeitnehmervertreter loszuwerden

Es war Freitag, der 18. September: Da ließ die Geschäftsführung des Kreuzfahrtschiff-Bauers Meyer in Papenburg dem Betriebsrat eine Mitteilung zukommen: Es ging um die Anhörung zu einer fristlosen Kündigung von Betriebsratschef Ibrahim Ergin. Dieser soll aus Sicht der Chefs Werft-Mitarbeiter genötigt haben, in die IG Metall einzutreten; Ergin bestreitet das.

Die anderen Betriebsräte lehnten die Zustimmung zur Kündigung ab. Gestern hat auch das Arbeitsgericht Lingen die Kündigung Ergins in erster Instanz verworfen – aus formalen Gründen. Die Meyer-Geschäftsführung der Werft kündigte umgehend an, Rechtsmittel prüfen zu wollen.

Der 40-jährige Ergin ist seit März Betriebsratschef bei Meyer, mit rund 3.300 Mitarbeitern größter Arbeitgeber in der Region. Schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt kam die Werft in schwere See. Die Geschäftsführung kündigte an, die gemeinsame Holding für Meyer und die Rostocker Neptun-Werft in Luxemburg anzusiedeln. Nicht aus steuerlichen Gründen, sondern um keinen Aufsichtsrat einrichten zu müssen: Firmenchef Bernard Meyer will das Kontrollgremium nicht.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit und auch vom Betriebsrat schuf Meyer Fakten und gründete die Holding in Luxemburg. Nicht nur die niedersächsische Landesregierung protestierte, sondern genauso auch die IG Metall – und Betriebsratschef Ergin.

Will die Werft Ergin loswerden, weil er zu unbequem ist? Diese Konfliktlinie kam auch bei der Verhandlung vor dem Lingener Arbeitsgericht zur Sprache. Ergins Anwalt zitierte Meyer-Personalchef Paul Bloem, der dem Betriebsratschef vorgeworfen habe, nicht die Interessen der Werft zu vertreten, die ihn bezahle.

Für die Entscheidung des Gericht spielte weder der Streit um die Holding noch der Nötigungsvorwurf eine Rolle. (dpa)