Enormer Kaufkraftverlust befürchtet

Argentinien Die neue konservative Regierung hebt die restriktiven Devisenbestimmungen auf

BUENOS AIRES taz | Argentiniens neue Regierung wertet den Peso ab. Nach dem Bankenschluss am Mittwoch gab Finanzminister Alfonso Prat Gay die vollständige Aufhebung der restriktiven Devisenbestimmungen bekannt. „Jede Person, die ausländische Währungen kaufen möchte, kann dies zukünftig tun,“ so Prat Gay.

Zuletzt galt ein offizieller Wechselkurs zum Dollar von 9,80 Peso. Auf dem Schwarzmarkt mussten am Mittwoch rund 14,60 Peso gezahlt werden. Es werde nur noch einen einzigen Wechselkurs geben, so der Minister. Welcher dieser sein werde?: „Wenn wir das wüssten.“

Erwartet wird, dass sich der Kurs auf dem Devisenmarkt um den Schwarzmarktkurs einpendelt. Dies käme einer 50-prozentigen Abwertung gleich. Um einem Run in den Dollar zu vermeiden, hat die Zentralbank die Anhebung des Leitzinses auf 40 Prozent beschlossen. Was sich nach viel anhört, dient fast nur dem Ausgleich des Kaufkraftverlusts der Sparguthaben durch die Inflationsrate, die auf rund 30 Prozent geschätzt wird.

Offen ist denn auch, wie sich die Abwertung auf ebendiese Inflationsrate auswirkt. Analysten sagen für 2016 eine Steigerung auf 40 Prozent vorher, auch wenn viele Händler ihren Warenverkaufspreisen schon lange den Schwarzmarktkurs zugrunde legen.

Der Devisenkauf war von der Vorgängerregierung ab Oktober 2011 stark eingeschränkt worden. Nur mit einer Genehmigung konnten Privatpersonen ausländische Währungen für Reisen oder als Sparguthaben in begrenzter Höhe eintauschen. Grund war der akute Devisenmangel, seit das Land um das Jahr 2009 zu einem Nettoimporteur bei Energieträgern wurde. Statt mehr Dollar durch den Export von Öl und Gas einzunehmen, mussten mehr Devisen für die Importe ausgegeben werden. Jürgen Vogt