Manu macht Bob

IM EISKANAL Manuel Machata hat jahrelang selbst einen Bob gelenkt, jetzt möchte er als Trainer eine chinesische Mannschaft aufbauen, die bei den Olympischen Winterspielen 2022 nicht nur hinterherfährt

Sucht Anschieber: Machata Foto: F.: dpa

Als der Bob-Weltcup Anfang Dezember am Königssee Station machte, war auch Manuel Machata vor Ort, allerdings nicht mehr als Pilot. Zwei Monate zuvor hatte der Weltmeister von 2011 seine Karriere beendet. Der 31-jährige Ramsauer war trotzdem ganz geschäftig, hatte einen strammen Terminkalender.

„Manu hat eine Riesenaufgabe übernommen“, sagt der deutsche Cheftrainer Christoph Langen. Zwischen Rücktritt vom Sport Mitte Oktober und Auftritt am Königssee hat Manuel Machata einen Vertrag als Cheftrainer Bob in China unterschrieben. „Der Job ist eine riesige Herausforderung, die mich unheimlich reizt“, bekennt der Bayer. „Es ist dort nichts vorhanden, ich starte bei null. Als Erstes muss ich erst einmal Strukturen aufbauen.“ Dann greift er zu einem Vergleich mit dem Fußball: „Wir haben kein Fußballfeld, wir haben keine Spieler, wir haben keinen Ball.“

Dafür ist das Ziel ebenso klar wie ambitioniert. Bis zu den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking soll er eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen. „Ich versuche Athleten und ein Team aufzubauen, das irgendwann einmal im Weltcup mitfährt.“ Um die Sportstätte muss sich der Trainer keine Sorgen machen. Die wird momentan geplant. Es wäre die zweite neben Nagano in Japan in Fernost. „Vielleicht kann man da drüben eine kleine Rennserie aufbauen. Seither stand die Bahn in Nagano ganz allein.“

Die erste seiner vielen Aufgaben hat Machata bereits erledigt. „Offiziell gibt es ein Nationalteam“, erzählt er, „aber noch ist keiner Bob gefahren.“ Bei einem ersten Besuch in China Anfang Dezember hat er zehn potenzielle Kandidaten gecastet. „Man braucht schnelle Leute, die groß und schwer sind“, erläutert er seine Auswahlkriterien. Die gibt’s in China aber nicht so häufig. Er schaute sich bei den Leichtathleten und Gewichthebern um.

Im Februar soll die erste Bobschule gegründet werden. Dann werden die Kandidaten nach ihren Talenten in zwei Gruppen aufgeteilt – in Piloten und Anschieber. Bereits im Herbst 2016 möchte Machata mit seinem Team in einem Eiskanal in Nordamerika oder Europa üben. Zur Vorbereitung dieses Trainingslagers hat der Cheftrainer beim Weltcup am Königssee viele Gespräche geführt. Natürlich auch mit dem Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD).

„Ich habe ihm sofort unsere Unterstützung angeboten“, sagt BSD-Generalsekretär Thomas Schwab, nicht ganz ohne Eigennutz. Die Chinesen müssten für jede Fahrt in einem der vier Eiskanäle in Deutschland bezahlen. Und im Gegenzug erhofft sich Schwab eine bevorzugte Behandlung, wenn es um Trainingszeiten auf der neuen Olympiabahn geht. Trainer Machata hat bereits konkrete Vorstellungen von den ersten Schritten im Eiskanal. „Für eine solide Grundausbildung wären acht Wochen an einem Standort ideal“, sagt er. Und über Partnerschaften mit anderen Teams hätte er einen ständigen Vergleich.

"Offiziell gibt es ein Nationalteam, aber noch ist keiner Bob gefahren"

Fehlen noch die Bobs. Doch auch das dürfte kein Problem sein. Manuel Machata hat während des Zweierrennens auf der Zieltribüne am Königssee intensiv mit Franz Wimmer gesprochen. Der Traunsteiner ist nicht nur ein Freund von Machata, sondern auch ein exzellenter Bobbauer. „Bis 2018 haben wir einen Vertrag mit Korea, bis dahin werden wir die Bobs perfekt vorbereiten. Danach wäre es toll, wenn wir dies für China machen dürften“, sagt Wimmer.

Erst einmal muss Machata die Hürden in der täglichen Arbeit bewältigen. „Klar gibt’s am Anfang eine Sprachbarriere“, sagt er, „aber das Sprechen wird mit der Zeit schon werden. Die Athleten müssen Englisch lernen.“ Zur Sicherheit sucht er einen sportaffinen Dolmetscher, für den die Fachbegriffe im Bob kein Fachchinesisch sind. Dass Manuel Machata nach der Anfrage sofort zugesagt hat, liegt nicht nur an der Chance der eigenen Profilierung. Er denke rein sportlich, behauptet er. „Für den Wintersport im Allgemeinen, speziell für den Bobsport, ist es ein neuer Kulturkreis, der aufgestoßen wird. Es ist eine große Chance für alle.“ Klaus-Eckhard Jost