Jeder kann’s für sich entscheiden

Kommentar

von Stefan Alberti

Silvester feiern am Brandenburger Tor

Mitte November erst war der Anschlag in Paris mit über 130 Toten. Ein Schlag, nicht nur für die Betroffenen und die Franzosen. Doch dann: Stress zum nahen Jahresende, Weihnachtseinkäufe, die Feiertage selbst mit Familie, Freunden und all ihren Spannungen. Da ist Paris plötzlich sehr fern. Und Charlie Hebdo, in welchem Jahr war das noch mal?

Es sind die Vorbereitungen für die Silvesterfeier am Brandenburger Tor, die einen aus einem solchen Verdrängungsmechanismus reißen. So sicher wie nie soll die Feier in diesem Jahr sein, heißt es. Weiträumige Absperrungen sollen dafür sorgen, Kontrollen weit von der eigentlichen Feier entfernt und viele, viele Polizisten. Die Frage ist bloß: Wie sicher ist sicher wie nie? Die Antwort darauf fällt sehr unsicher aus.

Keine absolute Sicherheit

In der Welt ist eine Warnung der österreichischen Polizei vor einem Sprengstoffattentat „an Orten, wo Menschenansammlungen stattfinden“ zwischen Weihnachten und Neujahr. Das kommt einer Beschreibung der Partymeile am Brandenburger Tor sehr nahe, die 2014 mit mehreren hunderttausend Besuchern weltweit eine der größten Silvesterveranstaltungen war.

Was zur immer wiederkehrenden Frage führt: Deshalb absagen, wie kurz nach dem Paris-Attentat das Fußball-Länderspiel in Hannover? Oder so gut wie möglich absichern und mit Restrisiko stattfinden lassen? Das Gute an der zweiten Möglichkeit ist, dass auch sie noch eine Wahl lässt: Wer ein ungutes Gefühl im Bauch hat, muss schließlich nicht hingehen – und wer die weiterhin hohe abstrakte Gefährdung unter allgemeinem Lebensrisiko in der Großstadt abbucht, kann dort feiern.