KINDER

KinderSylvia Prahlsucht nach den schönsten Spielsachen

Grüß Gott, Großvater!“ Als Heidi von ihrer Tante Dete beim Alpöhi abgeliefert wird, ist der zunächst alles andere als begeistert. Bruno Ganz spielt ihn im aktuellen Weihnachtsfilm „Heidi“ weniger grimmig als ängstlich. Der Alpöhi verschanzt sich in der Hütte, so dass Heidi die erste Nacht auf der Alm im Ziegenstall verbringt. Er versucht, sie loszuwerden, doch schon nach ein paar Tagen ist das Eis gebrochen und die Geschichte vom patenten Waisenkind Heidi nimmt ihren Lauf, wie wir sie kennen. „Jetzt wird der Großvater langsam netter“, hört man es erleichtert im Kino raunen, erste Tränen der Rührung fließen. Nur an wenigen weiteren Punkten erlaubt sich der Film Abweichungen von Johanna Spyris Buchvorlage, und die sind auch für kleine „Heidi“-Kenner hinnehmbar.

Großartig besetzt sind die drei Kinderrollen, Anuk Steffen begeistert als sonnig-gewitzte Heidi, Quirin Agrippi spielt den Geißenpeter so liebenswert-beschränkt, wie er muss, und Isabelle Ottmann wandelt sich glaubwürdig von der anämischen zur lebenslustigen Clara. Bruno Ganz ist ein weiser Großvater, während Fräulein Rottenmeier (Katharina Schüttler) eine Spur zu hübsch und zu wenig fies ist und Claras Vater nicht die weltgewandte Nonchalance wie im Buch aufweist. Wunderbar großmütterliches Charisma versprüht Hannelore Hoger als Frau Sesemann, und in der Szene, in der der Alpöhi ihr einen Schnaps aufdrängt, liefern Hoger und Ganz ein schauspielerisches Highlight. Der Film ist mit Liebe zum Detail ausgestattet – es strotzt vor Dreck in den Gassen und das Haus in Frankfurt vor herrschaftlichem Tand. Aber dennoch wird das einfache Leben in den Bergen nicht gegen das noble in der Stadt ausgespielt. Mit „Heidi“ haben die Weihnachtsfilm-Klassiker „Der kleine Lord“ und „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ ernsthafte Konkurrenz bekommen (ab 6 Jahre, 111 Min).

Ein schöner Wiedererkennungseffekt stellt sich beim Hören von „Heidis Lehr- und Wanderjahren“ mit Hannelore Hoger als Sprecherin ein. Bewährt verschnupft liest sie die von Marianne Loibl für moderne Kinderohren nacherzählte Version vor. Dabei macht sie die Entwicklung des Alpöhis vom Griesgram zum liebevollen Großvater genauso plastisch wie die Zerrissenheit Heidis, die einerseits Clara nicht im Stich lassen und undankbar erscheinen will, andererseits aber vor Heimweh ganz krank wird. Fräulein Rottenmeier interpretiert sie sehr nüchtern, dennoch empören sich junge Hörer über ihre rabiaten Erziehungsmethoden. Aber anders als beim Film werden keine Taschentücher benötigt (Der Audio Verlag, 2 CDs, 2 Std. 43 Min., ab 6 Jahre).