Uribe entlässt Geheimdienstchefs

Wegen Verbindungen zu Paramilitärs muss Kolumbiens Geheimdienstführung gehen

PORTO ALEGRE taz ■ Peinlich für Álvaro Uribe: Nach kompromittierenden Berichten der rechtsliberalen Tageszeitung El Tiempo muss Kolumbiens Präsident die Führungsspitze des kolumbianischen Geheimdienstes DAS neu besetzen. Vorgestern nahm Jorge Noguera, Uribe-Intimus und Leiter der Behörde, seinen Hut, sein uneinsichtiger Stellvertreter José Miguel Narváez wurde vom Staatschef entlassen. Beiden werden Verbindungen zu den rechtsextremen Paramilitärs nachgesagt, die wegen zahlreicher Massaker gefürchtet sind.

Ein Vertrauensmann Nogueras, so ein letzte Woche bekannt gewordener Tonbandmitschnitt, hatte offenbar geplant, einen privaten Informationsdienst für die Todesschwadronen zu gründen. Der bedrängte Chef bemühte sich daraufhin, das Ganze als Komplott seines Vize darzustellen. Ob ausgerechnet die ebenfalls regierungsnahe Staatsanwaltschaft den jüngsten Skandal aufklären kann, wie jetzt angekündigt wurde, darf allerdings bezweifelt werden.

Im vergangenen Februar hatte El Tiempo bereits enthüllt, dass im DAS Daten über Paramilitärs und Drogenhändler gelöscht worden waren, die an die USA ausgeliefert werden sollten. Außerdem wurden Ein- und Ausreisedaten straffällig gewordener Personen manipuliert.

Das ambivalente Verhältnis des Staatsapparates zu den mächtigen Todesschwadronen droht sich zu einem Stolperstein für die angestrebte Wiederwahl Uribes im Mai 2006 auszuwachsen. Obwohl der Präsident die Auslieferung des inhaftierten Bandenchefs und Drogencapos Diego Fernando Murillo an die USA abgelehnt hatte, setzten die Paras letzte Woche den Entwaffnungsprozess aus. Sie fordern die Rückkehr Murillos an den Verhandlungstisch mit der Regierung. GERHARD DILGER