Nachhaltige Plakate

Das Museum für Kunst und Gewerbe präsentiert politische Grafik unter anderem aus Israel

Zu einer Bestandsaufnahme gegenwärtiger politischer Grafik lädt das Museum für Kunst und Gewerbe mit einer neu eröffneten Ausstellung ein. Unter dem Titel Politische Grafik heute – Israel, Westeuropa, Nordamerika werden dort graphische Arbeiten zu aktuellen Themen gezeigt.

Neben traditionell gestalteten Plakaten und Druckgrafiken dominieren zunehmend digital erstellte Arbeiten das Genre und spiegeln die Wandlung des Mediums der politischen Grafik wider. Ausstellungsleiter Jürgen Döring spricht in diesem Zusammenhang von einer Demokratisierung der Bilderwelten, die mit einer Globalisierung einhergehe. Die schon selbstverständliche Verfügbarkeit von Computern einerseits und der Zugang zum Internet andererseits ermöglichen unmittelbare und fast tagespolitisch aktuelle Reaktion auf Ereignisse. Das klassisch agitierende Plakat an der Hauswand wird vielfach ersetzt durch das digitale Statement im Internet.

Soweit nun die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe einen Überblick über die derzeitige Qualität politischer Grafik vermittelt, ist das Ergebnis von unterschiedlicher Güte. Zu den ausgestellten Plakaten der großen Parteien zur diesjährigen Bundestagswahl vermelden die Ausstellungsmacher gleich selbst, dass das gestalterische Niveau in etwa dem von Waschpulverwerbung entspräche. Demgegenüber ist eine Anzeigenkampagne deutscher Medienverbände aus dem Jahre 2002 gegen Rechtsradikalismus geradezu engagiert, wenn auch in der Wahl des Designs routiniert. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden weiterhin Titelillustrationen verschiedener Zeitungen und Wochenzeitungen, wobei die Schnelllebigkeit des Nachrichtenmarktes auch hier nur wenig Markantes und Bleibendes geschaffen hat.

Wirklich nachhaltigen Eindruck vermitteln die Exponate, die sich mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt beschäftigen. Neben grafischen Arbeiten von David Tartakover sind es vor allem die Arbeiten von Yossi Lemel, die Gestaltungsqualität und Aussage zu einem über das Tagesgeschehen hinausgehenden politischen Statement verbinden. Zwischen 1999 und 2004 gestaltete Lemel jeweils jährlich ein Plakat, mit dem er die Verhältnisse in Israel graphisch kommentiert. Eine mit Blut gefüllten Wanne steht beispielsweise für die durch die Selbstmordanschläge angerichteten Blutbäder in Israel. So zeigt die Ausstellung also auch politische Grafik vom Besten und lässt hoffen, dass sich das Museum in Zukunft vielleicht zu einer Schwerpunktausstellung zum Beispiel mit Grafik aus Israel entschließt.

Andreas Blechschmidt

Di–So 10–18, Do bis 21 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe; bis 22.1.2006