„Das Bahausarchiv ist eine Achillesferse der Kulturpolitik“

KULTUR Staatssekretär André Schmitz über Dauerbaustellen und Hoffnungen für 2013

Herr Schmitz, die Kulturszene ist ständig in Bewegung. Worauf freuen Sie sich 2013?

André Schmitz: Das, was sich im Ballhaus Naunynstraße tut, finde ich schon spannend. Der Wechsel von der dortigen Leiterin Shermin Langhoff zu den Nachfolgern, andererseits Langhoffs Gang ans Gorki Theater. Dann natürlich der Neustart von Frau Vanackere am Hebbel am Ufer. Das sind Veränderungen und Entwicklungen, von denen ich mir auch kulturpolitische Impulse erhoffe.

Was erwarten Sie konkret von der neuen Spitze am Gorki?

Mit Shermin Langhoff führt erstmals in Deutschland eine Intendantin ein Stadttheater, die nicht hier geboren ist. Vielleicht wird damit noch sichtbarer, wie in einer Stadt mit 3,5 Millionen Menschen jene 800.000 das Leben kulturell bereichern, die keinen deutschen Hintergrund haben. Sie wird uns sicher auch einen anderen Zugang zu den deutschen Klassikern eröffnen, darauf freue ich mich sehr. Ich weiß von Frau Langhoff, dass sie mit Künstlern arbeiten wird, die einen internationaleren Background haben, als man es normalerweise von einem Stadttheater gewohnt ist.

Die Sanierung der Staatsoper verteuert sich um über 40 Millionen Euro. Kann Berlin die Zusatzkosten aufbringen?

Die Verteuerung ist ärgerlich, und die Mehrkosten gehen natürlich im Ergebnis von dem Ansatz im Haushalt ab, den der Finanzsenator für Bau und Sanierung von Kultureinrichtungen im Etat hat. Das ist leider keine erfreuliche Entwicklung.

Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Monika Grütters (CDU), sprach nach Bekanntwerden der Mehrkosten im Dezember von „Missmanagement“ und einer „schäbigen Geschichte“.

Jeder versucht mal, ein bisschen in die Schlagzeilen zu kommen. Wobei wohlfeil ist, was da gesagt wurde. Frau Grütters ist für den Bau gar nicht zuständig. Wir halten in dieser Frage engen Kontakt zum Bundeskanzleramt und zum Kulturstaatsminister, das Verhältnis ist sehr konstruktiv. Deshalb ist mein Unverständnis über die Äußerungen von Frau Grütters beträchtlich.

Aber die Bundesbeteiligung bleibt mit 200 Millionen Euro gedeckelt, egal wie hoch die Kosten nun gestiegen sind?

Ja. Deshalb muss sich Frau Grütters gar nicht aufregen. Die Mehrkosten muss das Land Berlin tragen.

Berlin war nach einer Etappe in Dessau 1933 die letzte Station des 1919 in Weimar gegründeten Bauhauses. 1979 eröffnete das neu errichtete Bauhaus-Archiv im Westteil der Stadt. Seit Langem ringt es vergeblich um eine Erweiterung.

Das ist eine Achillesferse der Berliner Kulturpolitik. Für Sonderschauen muss das Haus seine Dauerausstellung abbauen – ein eigentlich unhaltbarer Zustand. Die Einrichtung hat wunderbare Besucherzahlen. Es ist sehr bedauerlich, dass es uns bislang nicht gelungen ist, den Erweiterungsbau zu stemmen. Der Hintergrund ist schlicht das fehlende Geld beim Land. Aber ich denke, wir müssen mit Blick auf 100 Jahre Bauhaus 2019 nochmals gemeinsam mit dem Bund Anstrengungen unternehmen, um dieses Problem zu lösen.

INTERVIEW: TORSTEN HILSCHER/DAPD