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War im Auftrag von Amnesty unterwegs: Leila Alaoui Foto: afp

Tod einer Fotografin

Und wieder hat es eine junge mutige Fotografin getroffen, die mit ihren Bildern die Schicksale Afrikas einzufangen versuchte. Die französisch-marokkanische Leila Alaoui erlag jetzt ihren Verletzungen. Sie war am Freitag bei dem islamistischen Terroranschlag auf das Café-Restaurant Cappucino in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, angeschossen worden. Sie wurde sofort ins Krankenhaus gebracht und notoperiert, ihr Transfer nach Frankreich war schon vorbereitet. Doch offenbar waren die Verletzungen der Lunge und Niere zu schwer. Frankreichs Regierung bestätigt jetzt ihren Tod. Marokkos König will sie in die Heimat überführen lassen.

Es ist besonders tragisch: Vor zwei Jahren starb schon einmal eine junge quirlige französische Fotografin, Camille Lepage, in der Zentralafrikanischen Republik. „Wir sind mit ihren Angehörigen“, schreibt Camilles Familie jetzt auf Facebook. Wieder wirft der Tod einer Fotografin die Frage auf, wie gefährlich dieser Beruf ist – und wie wichtig. Fotografinnen wie Leila und Camille konnten mit ihren Bildern einfangen, was für das Verständnis in Europa über Afrika so dringend notwendig ist: die Menschlichkeit.

Die 33-Jährige war im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) unterwegs, um Material über Frauenschicksale zu sammeln. Sie hatte mit ihrem Fahrer vor dem Café Cappucino geparkt. Sie wurde im Auto angeschossen, ihr Fahrer starb ebenfalls.

Porträtfotos waren ihre Leidenschaft. Mitunter musste auch ihr eigenes Porträtfoto auf Titelseiten herhalten: Die Frau mit den langen schwarzen Haaren gilt in der weltweiten Krisen-Fotografenszene als Superstar. Sie hatte sich auf ein Thema spezialisiert, das sie selbst verkörperte: Migration und Frauen. Vor allem Bilder aus ihrer Heimat Marokko hatten sie weltweit berühmt gemacht.

In atemberaubenden Filmsequenzen erzählt sie die Geschichte afrikanischer Migranten auf dem Weg nach Europa, „als wolle sie die tausenden ertrunkenen Flüchtlinge zu Märtyrern einer ungerechten Weltordnung erklären“, schrieb 2008 die Stuttgarter Zeitung über Leila Alaouis Ausstellung. Jetzt ist ihr eigener Tod eine Mahnung.

Simone Schlindwein