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Verstorben: El Salvadors früheres Staatsoberhaupt Flores Foto: dpa

Der korrupte Präsident

Die Erdbebenopfer aus dem Jahr 2001 werden wohl nicht trauern. Aber glücklich werden sie auch nicht sein. Denn der Strafprozess gegen den ehemaligen Präsidenten El Salvadors muss eingestellt werden. Francisco Flores ist im Alter von 56 Jahren verstorben, und gegen Tote kann nicht verhandelt werden. Ihm wurde vorgeworfen, 15 Millionen US-Dollar aus einem von Taiwan gespendeten Erdbeben-Fonds für den Wahlkampf seiner ultrarechten Partei Arena veruntreut zu haben. 2014 hatte er sich deshalb ins Ausland abgesetzt. Nach vier Monaten stellte er sich den Behörden. Zuletzt war Flores weitgehend geständig und befand sich in Haft. Nur aufgrund seines Gesundheitszustands war er in den Hausarrest entlassen worden.

Francisco Guillermo Flores Pérez, der aus Santa Ana, der zweitgrößten Stadt des Landes, stammt, wurde 1999 mit nur 39 Jahren der jüngste Präsident El Salvadors. In Erinnerung wird er bleiben, weil er 2001 in einer höchst umstrittenen Entscheidung den US-Dollar als Zahlungsmittel einführte. Der Colón, der als Parallelwährung ursprünglich weiter bestehen bleiben sollte, verschwand schnell. Das „Währungsintegrationsgesetz“ wurde ohne Parlamentsdebatte und ohne öffentliche Diskussion dekretiert. Damit lieferte sich der zentralamerikanische Zwergstaat vollends den USA aus.

Flores, der das vom bewaffneten Konflikt geprägte Jahrzehnt der 1980er Jahre größtenteils in den Vereinigten Staaten verbracht hatte, wo er an den Eliteuniversitäten in Hartford, Connecticut, und Amherst, Massachusetts, Soziologie und Politikwissenschaften studierte, regierte mit einem Technokratenkabinett. Doch zeigte er sich zugleich als Ideologe, der wieder ganz auf eine Konfrontation mit dem politischen Gegner FMLN ging. Diese aus einer linken Guerilla hervorgegangene Partei besaß damals eine starke Fraktion im Parlament und regierte in der Hauptstadt San Salvador.

International sah sich Flores als Verbündeter des spanischen Konservativen José María Aznar und des Kriegstreibers George W. Bush, dem er bei der Invasion des Irak 2003 mit einem Truppenkontingent zur Seite stand. Noch zwei Tage vor seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 2004 setzte er seine Unterschrift unter das Freihandelsabkommen Cafta, das den USA in Zentralamerika weitgehende Handelsprivilegien einräumte. Flores starb in der Nacht auf Sonntag an den Folgen eines Schlaganfalls in der Vorwoche.

Flores soll 15 Millionen US-Dollar für den Wahlkampf veruntreut zu haben

Ralf Leonhard