Intervention erfolgreich: keine Piratenangriffe mehr

SOMALIA Endlich eine Krise weniger: kein Überfall im Meer am Horn von Afrika seit fast zwei Jahren

Die Zahl der Überfälle hatte 2011 einen Höhepunkt erreicht

BERLIN/HAMBURG/ROSTOCK afp/dpa/taz | Aus dem Seegebiet rund um das Horn von Afrika sind im Jahr 2015 keine Aktivitäten somalischer Piraten mehr gemeldet worden. Das geht aus dem jährlichen Piraterie-Bericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) der Internationalen Handelskammer hervor, den diese am Dienstag in Berlin vorstellte.

Die Zahl der Überfälle hatte laut IMB 2011 mit 237 einen Höhepunkt erreicht, war danach aufgrund der Präsenz internationaler Marinekräfte und verstärkter Selbstschutzmaßnahmen auf Handelsschiffen aber kontinuierlich gesunken: 75 im Jahr 2012, 15 im Jahr 2013, elf im Jahr 2014. Seit Mai 2012 war nach Angaben von BND und Reedern kein Überfall mehr erfolgreich.

Der Antipiraten-Marinemission EUNAVFOR-Atalanta zufolge datiert der letzte Piratenangriff vom 13. Februar 2014. Danach habe es lediglich sechs „verdächtige Vorfälle“ gegeben, nur einer davon im Jahr 2015. Schifffahrtsbüro und Reeder warnten jedoch davor, die Bedrohung entlang der global wichtigen Handelsroute als erledigt anzusehen.

„Schon eine erfolgreiche Entführung könnte alles aufs Spiel setzen, was bislang erreicht wurde“, erklärte IMB-Direktor Pottengal Mukundan. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) wies außerdem in Hamburg darauf hin, dass sich nach wie vor 29 Seeleute in der Gewalt somalischer Seeräuber befänden. Nach EU-Angaben sind es 26.

Der Bundestag muss demnächst über eine erneute Verlängerung der Bundeswehr-Beteiligung an der EU-Marinemission Atalanta entscheiden, die seit 2008 am Horn von Afrika im Einsatz ist. Das aktuelle Mandat des Parlaments läuft am 31. Mai ab. Derzeit sind die Fregatte „Bayern“ und der Tanker „Spessart“ im Einsatz. Ein geplanter U-Boot-Einsatz wurde abgesagt. „Der Einsatz von U34 von März bis August wurde aus operativen Gründen abgesagt“, sagte ein Sprecher des Marinekommandos am Dienstag in Rostock. Grund seien die Belastungen mit dem Anti-IS-Einsatz und der Operation „Sophia“ im Mittelmeer gegen Schleuser.