Künftig 24 statt 12 Punkte

ESC Die Regeln des Gesangswettbewerbs werden verändert

BERLIN | Beim Eurovision Song Contest am 14. Mai in Stockholm wird es eine neue Abstimmungsprozedur geben, wie die European Broadcasting Union (EBU) in Genf gestern bekannt gab. Es wird die krasseste Änderung dieses wichtigsten Teils der Show. Seit 1975 gaben alle ESC-Länder ihre Punkte von 1 bis 12 durch. Seit einigen Jahren sind die Länderwertungen zur Hälfte Juryvotings (Experten) und zur Hälfte Televoting („das Volk“).

Nun soll es bei der Ab­stimmung so gehen: Zunächst geben, in Liveschaltungen in die 43 ESC-Länder, die „Spokespersons“ ihre Jurywertungen bekannt. Steht das Juryergebnis schließlich fest, folgen die summierten Ergebnisse aus dem Tele­voting. Zunächst bekommt der Jury-Letztplatzierte sein Zuschauerresultat verpasst – bis hin zum letzten der 26 Final-Acts. Der Sieger steht also wirklich erst mit der Durchsage der letzten Televoting­ergebnisse fest.

So soll, sagt Jon Ola Sand von der EBU, mehr Spannung möglich werden. Denn in den vergangenen Jahren war oft schon eine Viertelstunde vor der letzten Wertung der Sieger als uneinholbar bekannt. „Das ist nicht gut für eine TV-Show, die auf Spannung setzt“, so Sand.

Die Idee, den Block der Wertungsmitteilung zu ändern, ist richtig. Nur: Die Reihenfolge ist falsch. Nach bisherigem Plan erfährt der Zuschauer erst nach dem ESC aus dem Internet, wie sein eigenes Land abgestimmt hat – und wie die anderen Länder über die Kandidat*in des eigenen Landes befanden.

Solche nationalgesinnten Vergleiche waren jedoch immer zentral für den ESC. Im vorigen Jahr wäre es erst spannend geworden, wenn das Televoting zuerst, Land für Land, präsentiert worden wäre: Dann hätten die Italiener gewonnen – und der Schwede Måns Zelmerlöw („Heroes“) wäre erst durch die Jurys zum Sieg gekommen. Jan Feddersen