LESERINNENBRIEFE
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Das Radio wird vergessen

■ betr.: Pro und Contra Rundfunkbeitrag, taz vom 29./30. 12. 12

Pro und Contra hin und her: Vor allem bei den Gegnern, die behaupten, sie müssten für etwas zahlen, das sie nie, nie, nie benutzten, wird immer nur die Glotze und der PC erwähnt, und das Radio vergessen. Und erzählt mir nicht, dass ihr nicht ein Radio im Bad, in der Küche, im Auto habt und hört, also nutzt. Auch diese Programme werden mit den Gebühren finanziert werden. Und es gibt – noch – sehr gute Hörfunk-Programme! KATRIN SWOBODA, Frankfurt am Main

Weg mit den Rundfunkräten

■ betr.: Pro und Contra Rundfunkbeitrag, taz vom 29./30. 12. 12

wer eine zwangsabgabe (rundfunkbeitrag) von allen fordert, muss allen auch mitspracherechte einräumen. weg mit den rundfunkräten in der derzeitigen besetzung. die beschlussfassung über die haushalte der rundfunkanstalten gehört ins internetz, weil über die damit verbundenen endgeräte sowieso die mehrzahl der nutzungen erfolgt. OLIVER CAMP, Hamburg

Gefährdete Lebensgrundlage

■ betr.: „Kanadas Indianer werden wütend“, taz vom 29./30. 12. 12

Es ist schön, dass die Probleme in Kanada endlich von der taz berichtet werden. Das Problem ist sicher der Zustand in den Reservaten, Auslöser ist aber ein Gesetzespaket, das von der Regierung Harpers durchgebracht werden soll, in dem viele Gesetze versteckt sind, die einen massiven Eingriff in die Stammesgebiete erlauben. Mit diesen Gesetzen würden die bestehenden Abkommen aufgehoben oder verändert, ohne die Vertragsunterzeichner zu beteiligen (hier die First Nations und das Commonwealth). Diese Abkommen sind gültig und würden ohne Beteiligung der Betroffenen zu ihrem Nachteil geändert! Sprich: ihre Lebensgrundlage wird gefährdet oder zerstört und die bereits katastrophale Lage in den Reservaten wird sich noch weiter verschlechtern! KATRIN MELVILLE-ROBERTS, Wulfsmoor

Indigen statt Indianer

■ betr.: „Kanadas Indianer werden wütend“, taz vom 29./30. 12. 12

Inhaltlich ein wunderbarer Artikel, danke. Gerade deshalb eine Bitte zum Jahreswechsel: taz-SchreiberInnen berichten meist inhaltlich und sprachlich differenziert über die Probleme und Kämpfe von Sinti und Roma, Schwarzen Menschen, Inuit, AsylbewerberInnen und, diese „banale“ schwarz-weiße Süßigkeit namens Schoko- oder Schaumkuss. Bitte hört doch auch auf, Menschen der indigenen Völker Amerikas als „Indianer“ zu bezeichnen. Auch wenn die Selbstbenennungen wie Indigene (Völker) oder Native Americans usw. im Deutschen etwas sperrig klingen mögen, das schaffen eure LeserInnen – weil die Realität eben sperrig ist! Und wem das Thema scheinbar „zu weit weg ist“ für unbequeme Sprachregelungen: Der Vater der ersten indigenen Lesbe, mit der ich vor vielen Jahren in Kanada ins Gespräch kam, war ein Deutscher namens Weiss – ihrer Einschätzung nach einer von nicht wenigen in den kanadischen „Reservationen“ lebenden getürmten Nazis. „Wir“ sind eben alle miteinander verbunden, auch wenn’s manchmal mindestens unbequem ist. ULRIKE JANZ, Dortmund

Einen Schoko-Mandela, bitte

■ betr.: „Der Schokoküssle-Streit“, taz vom 28. 12. 12

Nie werde ich vergessen, wie ich in einer Bremer Konditorei einen „Schokokuss“ verlangte und der Verkäufer, Migrationshintergrund und dunkle Hautfarbe, nach einigem Nachdenken sagte: Ach so, Sie wollen einen Negerkuss. Deshalb: führen wir die sprach-politische Diskussion nicht politisch-stumpfsinnig-ungeschichtlich-korrekt, sondern knüpfen wir an die Sprachgeschichte an. Black Power im 20. Jahrhundert, das war in den U.S.A.: Black Panthers. Das war: Stokeley Carmichael, das war Miriam Makeba, und in Süafrika: Nelson Mandela. Und schon in den 1950er Jahren die U.S.-Bus-Passagierin Rosa Parks, die sich im Bus auf einen „weißen“ Platz zu setzen wagte. „When Mama Park sat down, the whole world stood up“ – Als Mama Parks sich hinsetzte, da stand die ganze Welt auf. Also, lieber Boris Palmer, lieber Danel Dax, liebe Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, liebe Kristina Schröder, liebe Konditoreien: Ich hätte gerne einen Schwarzen Panther, einen Schoko-Carmichael, eine Schoko-Makeba, einen Schoko-Mandela oder, am leckersten: eine Schoko-Mama Park. RICHARD HERDING, Berlin