LIEBESERKLÄRUNG
: Julia Klöckner

Es wird eng für die CDU in Rheinland-Pfalz. Kein Wunder, dass die Spitzenkandidatin frustriert ist. Ein Tweet und seine Geschichte

Liebe Julia Klöckner, Sie haben es aber auch schwer. Da haben Sie sich so lange als künftige Ministerpräsidentin fühlen können, und dann droht am Sonntag doch noch Ihr großer Traum zu zerplatzen. Dass Sie da nervös werden: wer wollte es Ihnen verdenken? Bis auf 43 Prozent hatten Sie und Ihre Partei es in der ablaufenden Legislaturperiode in den Umfragen bereits geschafft, die SPD Ihrer Konkurrentin Malu Dreyer lag weit abgeschlagen dahinter. Und jetzt? In der letzten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen liegt die CDU mit 35 Prozent sogar einen Prozentpunkt hinter den Sozis. Sicher, auf Umfragen sollte man nicht allzu viel ­geben. Aber blöd ist’s schon.

Denn Sie haben doch wirklich alles getan! Freiwillig haben Sie vor fünf Jahren das aufregende Berliner Hauptstadtleben hinter sich gelassen und sind ins dröge Rheinland-Pfalz zurückgekehrt. Dass Sie in der Provinz geblieben sind, nachdem die WählerInnen 2011 nicht die von Ihnen plakatierte „Politik ohne Bart“ wählten, sondern erneut den bräsigen Beck, war auch nicht selbstverständlich. Fragen Sie mal Parteifreund Norbert Röttgen. Und was haben Sie nicht alles gemacht in diesem Wahlkampf? Selbst ein Weißwurstfrühstück mit einer Hundertschaft RentnerInnen ließen Sie über sich ergehen. Das ist ja auch kein Spaß. Und trotzdem ist die Dreyer immer noch viel beliebter als Sie.

Wer könnte Ihnen da übel nehmen, wenn Ihnen aus Frust mal so ein Tweet herausrutscht? „Wer AfD aus Protest wählt, stärkt am Ende das linke Lager“, schrieben Sie am Donnerstag auf Twitter. Gut, der Spruch ist schon ziemlich dämlich. „Wer Äpfel kauft, isst Birnen“, „Wer für Waffen ist, stärkt am Ende die Pazifisten“ oder „Wer Auto fährt, fördert den ÖPNV“ – so veralbern Sie nun Witzbolde im Netz. Aber geben Sie nichts drauf! Egal wie es am Sonntag ausgeht: Wenigstens den Titel der Deutschen Weinkönigin wird Ihnen niemand mehr nehmen können. Pascal Beucker