Chef der Friedensforscher

Krieg ist teuer. Die Kosten des Afghanistaneinsatzes für Deutschland beispielsweise hatte Tilman Brück schon vor einem Jahr auf 17 Milliarden Euro berechnet. Dreimal mehr als offiziell veranschlagt. Und bis zum geplanten Abzug Ende 2014 würden wohl weitere 5 Milliarden dazukommen.

Frieden sei deshalb auch eine gute Geschäftsidee, meint der Professor für Entwicklungsökonomie an der Humboldt-Universität Berlin. In den nächsten fünf Jahren werden ihn allerdings vorwiegend Fragen der weltweiten Rüstungsausgaben beschäftigen. Am 1. Januar tritt Brück sein Amt als Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri an. Eines der weltweit angesehensten seiner Art und vor allem durch die Jahrbücher über den internationalen Waffenhandel auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Nach Walther Stützle, der das Amt Ende der 1980er Jahre innehatte, ist Brück mittlerweile der zweite deutsche und mit 42 Jahren gleichzeitig jüngste Inhaber des Chefpostens der 1966 gegründeten Einrichtung.

Wie man dort Direktor wird? Man darf nicht Schwede sein und sollte sich auf die von der schwedischen Regierung im britischen Economist per Anzeige ausgeschriebene Stelle bewerben. Nicht schlecht ist, wenn man sowieso nach einer neuen Herausforderung sucht. So etwa, wenn man wie Brück beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) neun Jahre lang die Abteilung Entwicklung und Sicherheit geleitet hat, dort als einer der fähigsten Forscher gilt, wegen interner Streitigkeiten aber keine Zukunft mehr sieht, weil für das eigene Forschungsgebiet – da angeblich „randständig“ – kein Platz mehr sein soll.

Brücks Interesse für den Zusammenhang von Sicherheit und Entwicklung wurde schon zu Studienzeiten durch den damaligen Kosovokrieg geweckt. Er habe „maßgeblich die Aufmerksamkeit von Wissenschaft und Politik auf die Rolle von Individuen und Privathaushalten in Kriegssituationen gelenkt“, begrüßt Sipri den neuen Chef.

Auf Stockholm freut sich Tilman Brück mit seiner Frau und den beiden Kindern auch deshalb, weil er dort perfekt seinem Segelhobby frönen kann.

REINHARD WOLFF