Sportplatz
: Warten auf Lionel Messi

Nach dem 2:0 Sieg gegen Schalke kommt Hertha BSC der Champions League immer näher. Der Auftritt am Freitagabend im Olympiastadion war jedenfalls schon einmal reif für die Königsklasse im europäischen Fußball.

Sehen die Berliner bald Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo im Olympiastadion, in einem Champions-League-Spiel ­gegen Hertha BSC? Es wird immer wahrscheinlicher. Die Herthaner stehen auf Rang 3, der für die Königsklasse im europäischen Fußball qualifiziert. Und dank des 2:0-Heimsiegs über Schalke 04 am Freitagabend haben die blau-weißen Kicker einen direkten Konkurrenten geschlagen. Da darf schon mal geträumt werden!

Nicht jedoch im engeren Umfeld von Hertha BSC. „Das interessiert mich gerade wirklich nicht“, antwortet Manager Michael Preetz knapp, als die taz wissen will, ob ihm denn ein Duell mit Messis Barcelona oder Ronaldos Madrid lieber wäre.

Dabei könnte Preetz sich nun entspannt zurücklehnen und nichts anderes tun, als genüsslich zu grübeln. Etwa über mögliche Sprachkurse: lieber einen Französisch-Schnellkurs belegen, falls Real mit Trainer Zinédine Zidane kommt? Oder doch lieber Katalanisch – für Barcelonas Coach Luis Enrique?

Preetz könnte sich das alles bei einem Gläschen Rotwein durch den Kopf gehen lassen, dazu vielleicht – ganz klischeehaft – Tapas essen. Sportliche Sorgen braucht der Mann keine zu haben. Dafür hat er nach einer stressigen letzten Saison gesorgt. Ihm ist es zu verdanken, dass die Blau-Weißen binnen einem Jahr vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Anwärter gereift sind.

Schließlich hat Preetz viele jener Fußballer in die Hauptstadt gelockt, die sich in dieser Bundesliga-Saison sehr ansehnlich die Bälle hin und her passen. Noch dazu erfolgreich, wie das 2:0 gegen Schalke 04 am Freitagabend zeigte. Und Preetz installierte auch den Trainer Pál Dárdai, der ein Team geformt hat, das inzwischen sehr ausbalanciert wirkt. Der Sieg gegen die Schalker, die ja ebenfalls in die Champions League einziehen wollen, war ein echtes Statement für die Dárdai’sche Fußballphilosophie.

Wenn die Herthaner selbst den Ball besitzen, bemühen sie sich um die bestmögliche spielerische Lösung. Nicht der schnelle Torabschluss wird gesucht, sondern der erfolgversprechendste. Dafür lassen die Spieler den Ball möglichst lange in den eigenen Reihen zirkulieren – bis sich irgendwann die optimale Möglichkeit zum Tor bietet. Das 1:0 (42. Minute) durch Vedad Ibisevic kurz vor der Halbzeitpause belegte dies.

Als Niklas Stark mit seinem ersten Bundesliga-Tor überhaupt auf 2:0 stellte (65.), hätten die Schalker eigentlich vorzeitig aufgeben können. Kaum eine deutsche Mannschaft versteht es so gut wie die Hertha, eine Führung zu verteidigen.

Gegen Schalke wäre sogar ein deutlich höheres Ergebnis möglich gewesen, weil Hertha ­herausragend konterte. Das war Champions-League-würdig, von der schwachen Chancenverwertung einmal abgesehen. Am Resultat änderte dies freilich nichts: Hertha ist reif für Europas Königsklasse.

Noch geben sich die Protagonisten aber äußerst bodenständig und bemühen die in der Branche üblichen Kalauer. Von Spiel zu Spiel denken; es ist noch ein weiter Weg; das nächste Spiel ist das wichtigste; abgerechnet wird am Schluss. Und so weiter.

Zumindest Dárdai räumte nach einem Spiel „auf hohem Niveau“ ein, sich nun erst mal mit Papa und Onkel ein Glas Rotwein zu genehmigen. Und zur Barcelona-oder-Madrid-Frage bezog wenigstens Torwart Rune Jarstein Stellung, natürlich auf perfektem Fußballdiplomatisch: „Das sind beides fantastische Teams.“ David Joram