Obama auf Kuba

Der US-Präsident hält eine Rede an die kubanische Bevölkerung – und viele US-Firmen wittern bereits das große Geschäft

Der Wettlauf der Unternehmen hat begonnen

Wirtschaft Viele Firmen lauern auf das große Kuba-Geschäft. Havanna lockt mit Sonderkonditionen, hat aber Sorge vor dem Kontrollverlust

Europäische Unternehmen haben es schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen

HAMBURG taz | Baulücken gibt es in Havanna viele. „Doch die in attraktiver Lage sind oft reserviert“, sagt der Hamburger Kaufmann Peter Schirrmann. „Gerade im Tourismusbereich gibt es viele Vorverträge mit US-Unternehmen. Da haben es europäische Unternehmen schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen.“ Schirrmann ist seit Mitte der achtziger Jahre in Havanna mit einem Büro präsent und war im November mit einer Delegation in Havanna. Hamburgs Hafenwirtschaft und auch die Kreuzfahrtanbieter hoffen auf Geschäfte mit der Insel, doch da haben US-Unternehmen schon frühzeitig die Weichen gestellt.

James T. Edmonds, Chairman der Hafenbetreibergesellschaft von Houston, hat schon 2007 in Havanna die ersten Vorverträge unterzeichnet. „Wenn es Änderungen an den bestehenden Gesetzen gibt, wird es einen Wettlauf zwischen den Unternehmen geben. Da wollen wir die Ersten sein“, war die Devise.

Diese Herangehensweise vieler US-Unternehmer scheint sich auszuzahlen, denn kurz vor der Landung von Barack Obama präsentierte der Hotelbetreiber Starwood die ersten Verträge mit der kubanischen Seite. Das Unternehmen, das Marken wie Sheraton und Le Méridien besitzt, wird zukünftig das Traditionshotel Inglaterra am Parque Central von Havanna, das Hotel Quinta Aveninda im Diplomatenviertel Miramar und eventuell noch ein drittes Haus managen.

Der Hotelriese stach vorerst den Konkurrenten Marriott aus, dessen Chef Arne Sorenson Teil der Obama-Delegation ist. Beide Hotelketten haben eine Sondergenehmigung des US-Finanzministeriums, um sich in Kuba zu engagieren.

Sondergenehmigungen bilden derzeit auch die Grundlage für andere US-Unternehmen, die nach Kuba gehen und den Markt dort längst sondiert haben. Das Kreuzfahrtunternehmen Carnival, Schwergewicht der Branche aus Miami, bietet bereits über Partnergesellschaften Kreuzfahrten nach Havanna an, soll aber bald direkt kubanische Häfen ansteuern können.

Schlagzeilen hat auch CleBer gemacht, das erste US-Unternehmen, das in Kuba eine Fabrik aufbauen darf – für Traktoren. Die sind in Kuba Mangelware, so dass im Februar beide Regierungen grünes Licht für den Deal gaben, der in der Freihandelszone von Mariel angesiedelt sein wird. Die Freihandelszone, soll zum Hotspot der internationalen Investitionen in Kuba werden, so der Sozialwissenschaftler Omar Everleny Pérez vom Studienzentrum der kubanischen Wirtschaft (CEEC). „Über den Tiefwasserhafen von Mariel und die Freihandelszone, wo Sonderkonditionen winken, will Kuba zur Drehscheibe der Region werden.“ Nicht nur Güter sollen en gros über den Hafen abgewickelt werden, sondern in der Freihandelszone auch produziert werden. Dafür wird mit Steuervorteilen, qualifizierten Arbeitskräften und anderen Vergünstigungen gelockt.

Die ersten Verträge, von einem Dutzend ist die Rede, sind unterzeichnet, mehr als 400 befinden sich in der Prüfungsphase, so der in Kolumbien lebende kubanische Finanzwissenschaftler Pavel Vidal. „Große Investitionen sind allerdings bisher nicht darunter“, so der ehemalige Mitarbeiter der Zentralbank.

Die sollen jetzt aus den USA kommen, allerdings gibt es da noch so einige Hürden. Das US-Handelsembargo ist eine, die Regelung des US-Altbesitzes und die kubanischen Forderungen für Embargoschäden die zweite und die bestehende Rechtsunsicherheit bei Investitionen die dritte.

Den US-Unternehmen kann es dennoch gar nicht schnell genug gehen. In Havanna will man den Prozess hingegen steuern und zugleich möglichst viele Dollars auf die Insel leiten. Deshalb wurde gerade auch der Aufschlag von 10 Prozent für den US-Dollar in den Banken und Wechselstuben ersatzlos gestrichen, denn schließlich kommen jede Woche mehr Yumas, wie die Amerikaner in Kuba gern genannt werden, auf die Insel.

Spannend ist zudem, ob auch die Selbstständigen in den Genuss von US-Kooperationen kommen. Gestern sollte es ein Treffen zwischen kubanischen Selbstständigen und der US-Delegation geben. Als 2010 die EU günstige Kredite für Kleingewerbetreibende auf Kuba anbot, winkte die Regierung ab. Angst vor Kontrollverlusten bescheinigte man damals den Verantwortlichen. Knut Henkel