Wutausbrüche in Molenbeek

Belgien Schwere Zusammenstöße bei Protesten gegen geplante rechtsradikale Demo im Brüsseler Stadtteil Molenbeek. In Zaventem starten erstmals wieder drei Flugzeuge

Polizei nimmt Demonstranten fest, der gegen die Rechtsradikalen protestierte Foto: Olivier Hoslet/dpa

BRÜSSEL afp/taz | Obwohl eine antiislamistische Demonstration verboten war, haben sich am Samstag im Brüsseler Stadtteil Molenbeek mehrere Hundert Menschen versammelt. Als sich eine Gruppe von etwa 100 Menschen in Richtung der Brüsseler Innenstadt auf den Weg machte, wurde sie von der Polizei abgedrängt. Es flogen Steine und Müllbehälter auf die Sicherheitskräfte.

Die Bürgermeisterin von Molenbeek, Françoise Schepmans, hatte das Demonstrationsverbot im Vorfeld damit begründet, dass Proteste zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen könnten. Der Aufruf zu der Kundgebung stammte von der rechtsextremen Gruppierung Génération Identitaire. Molenbeek war in den vergangenen Monaten immer wieder wegen islamistisch motivierter Anschläge in die Schlagzeilen geraten.

Molenbeek war das Wohnviertel von mehreren der Attentäter von Paris im November und in Brüssel im März. Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam wurde Mitte März in Molenbeek festgenommen.

Am Ostersonntag hatten im Stadtzentrum von Brüssel rund 300 Hooligans für Entsetzen gesorgt, die auf dem zentralen Börsenplatz in Brüssel nationalistische Parolen verbreiteten. Dort wurde zentral an die Opfer der Anschläge erinnert. Gestern kam es auf dem Börsenplatz erneut zu Zwischenfällen. Linksgerichtete Gruppen kamen zu einer unangemeldeten Versammlung zusammen, die von Beamten aufgelöst wurde. Die Polizei nahm vorübergehend mehr als Hundert Menschen in Gewahrsam. Gegen Abend beruhigte sich die Lage.

In Zusammenhang mit einem weiteren vereitelten Anschlag erließ die belgische Bundesstaatsanwaltschaft Haftbefehl gegen einen 33-jährigen Belgier. Er werde der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung verdächtigt, hieß es. Seine Verhaftung steht im Zusammenhang mit der Festnahme des Franzosen Reda K. nahe Paris vergangene Woche. Dieser habe unmittelbar vor einem Anschlag gestanden.

Als erstes Flugzeug hob eine Maschine von Brussels Airlines in Richtung Faro ab

Fast zwei Wochen nach den Anschlägen von Brüssel mit 32 Todesopfern ist am Sonntag die erste Passagiermaschine vom Flughafen Zaventem gestartet. Als erstes Flugzeug hob eine Maschine von Brussels Airlines in Richtung der portugiesischen Stadt Faro ab. Der Start wurde von einer Schweigeminute begleitet.

Die Wiederaufnahme des Flugbetriebs fand unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten sicherten die Zufahrtstraßen des Flughafens. Passagiere mussten sich drei Stunden vor Abflug einfinden. Provisorische Check-in-Schalter, Metalldetektoren und Gepäckscanner waren in scharf bewachte Zelte ausgelagert.