HAMBURGER SZENE VON AMADEUS ULRICH
: Rauchen und saufen

Wer in den Bus oder die U-Bahn steigt, sollte Popcorn mitnehmen. Es lohnt sich immer, ein Ticket zu kaufen: Schafft die Kinos ab, wer den ÖPNV hat, braucht sie nicht!

Beweise? Nun denn. Ein Mann kommt in die U-Bahn, Bomberjacke und eine recht lumpige Hose, sein Stoppelbart hat diesen markanten Gelbton. „Scheiß Schneeregen, diese Dreckpampe“, schimpft er. „Viel zu eklig draußen, das nervt mich. Da kann man gar nicht rauchen.“ Mit einem Rums setzt sich der Mann, die Mitfahrer gucken verwundert. Er holt eine Zigarette hervor, murmelt: „Dann rauch ich halt hier.“ Und raucht halt hier.

Szenenwechsel. An einer Bushaltestelle regt sich eine ältere Dame mit weißen Haaren, riesiger Brille und ulkiger Mütze ebenfalls übers Wetter auf. Aber das ist nur die Einleitung zu ihrem Rundumschlags: „Männer mit langen Haaren“, sagt sie, „haben ’nen kurzen Verstand“, einfach so. Während ich noch den Kontext suche, fährt sie fort: „Männer rauchen, Frauen saufen. Außerdem hab’ ich keinen Mann im Bett.“

Jemand sagt, sie sehe doch noch so jung aus, habe also alle Chancen – auch, weil sie keine Falten habe. „Eben, ich hab’ ja auch keinen Mann im Bett“, lautet die trockene Antwort. Als seien Männer der Grund dafür, dass Frauen Falten bekommen. Jetzt ’ne Tüte Popcorn, denke ich. Das wär’s.