Radikale Weinevon Rainer Schäfer
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Auf den Lemberger lässt Rainer Wachtstetter nichts kommen, obwohl er ihm viel Mühe abverlangt und seine Macken hat. Er habe einen „hohen Lagenanspruch“ und verlange nach viel Sonne.

Wachtstetter erntet ihn in drei Etappen, um den optimalen Reifegrad der Trauben zu gewährleisten. Er würde „keinen Rotwein über den Lemberger stellen“, sagt der Winzer aus Pfaffenhofen im nordwürttembergischen Zabergäu. „Er ist mein Steckenpferd.“

Wachtstetter hat sich auf die Rotweinrebe spezialisiert, die überwiegend in Württemberg und im badischen Kraichgau angebaut wird und in Österreich unter dem Namen Blaufränkisch bekannt ist. Im warmen und trockenen Klima des Zabergäus findet der Lemberger beste Bedingungen vor.

Knapp ein Drittel seiner sechzehn Hektar hat Wacht­stetter mit Lemberger bestockt, der neben dem Trollinger als urschwäbische Rebe gilt. Leider seien es aber immer noch die dünnen und gesichtslosen Lemberger, die das Image der Rebe prägten. Deshalb geht Wachtstetter sehr unschwäbisch mit ihr um: Weil in den meisten Weinbergen Pflanzgut steht, das auf hohen Ertrag ausgerichtet ist, schneidet er im Sommer oft die Hälfte der Trauben auf den Boden. Ein Anblick, den ältere Winzer kaum ertragen können. Es sei aber der einzige Weg, um dieser Rebe gerecht zu werden, „auch wenn es viele Winzer nicht kapieren“.

Gleich fünf verschiedene Lemberger (und einen Sekt) baut Wachtstetter aus, die bis zu 25 Tage auf der Maische liegen, danach im Holz vergären und unfiltriert abgefüllt werden.

Der Lemberger Ernst Combé steht im Pfaffenhofener Hohenberg auf einem Gemisch aus Schilfsandstein und Gipskeuper. Er riecht nach Brombeere, Gewürznelke, Schlehe und Zeder, im Mund zeigt er satte Schwarzkirsche, reife Tannine, Saft, Kraft und eine typische Pfeffernote.

Es ist ein Wein, der sich hervorragend zu einem Steak macht. Er unterstreicht, wie faszinierend Lemberger ausfallen kann, wenn sich ein leidenschaftlicher Winzer wie Rainer Wachtstetter um ihn kümmert.

Lemberger Ernst Combé, Jahrgang 2012, Weingut Wacht­stetter, 16 Euro, Bezug über www.wachtstetter.de