was macht eigentlich... … der Tod?
: Noch einen Monat im Palast verweilen

Dahinsiechen tut er ja schon lange, und er tut es dabei – ganz wie Papst Johannes Paul II. selig – öffentlich. Nur: Der hat es inzwischen geschafft, dem Palast der Republik erlaubt man das Sterben dagegen nicht. Er muss Abschiedsvorstellung um Abschiedsvorstellung geben. Dabei geht es ihm sichtbar schlecht. Zehntausende trampeln durch ihn hindurch, ja sogar auf ihm gewandert wurde schon. Zuletzt zeigte der Tod doch Erbarmen und zog mit der Ausstellung Fraktale IV höchstpersönlich ein. Am 22. Oktober – wenn er all seine kunstvollen Gesichter des Sterbens gezeigt habe – versprach er, endlich Schluss zu machen. Ausgerechnet er selbst verlängert nun das Leiden noch mal um einen Monat, weil er gar so erfolgreich ist. Auch der Tod ist nur ein schnödes Geschäft.

Doch das Unvermeidliche nähert sich. Ganz oben gewährt man bekanntlich keinen Aufschub. In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hält man am Abstellen der lebenserhaltenden Maßnahmen strikt fest. In einer europaweiten Ausschreibung soll der Henker gefunden werden, der dem kargen Leben ein Ende macht. Möglichst billig wünscht man das Begräbnis. Einen spektakulären Big Bang mit ordentlich Feuerwerk gibt es jedenfalls nicht. Stück für Stück werden die sterblichen Überreste demontiert und abgetragen. Zum Schluss bleibt allen Trauernden eine trostspendende Zeremonie: Die stählernen Gebeine des einst so strahlenden Lampenladens – ganze 20.000 Tonnen schwer – werden stilvoll auf schwarzen Kähnen verschifft. THT

FOTO: FRAKTALE