heute in hamburg
: „Eine gewisse Ästhetik“

FORSCHUNG Maisforscher aus ganz Europa treffen sich zu einem Kongress, um sich zu vernetzen

Peter Bommert

Foto: privat

46, der Entwicklungsbiologe ist seit 2014 Arbeitsgruppenleiter am Biozentrum Klein Flottbek der Uni Hamburg.

taz: Herr Bommert, sollte man Mais essen, verfüttern oder doch lieber zu Bio-Sprit verarbeiten?

Peter Bommert: Essen auf jeden Fall, und Verfüttern finde ich auch nicht verkehrt. Was den Bio-Sprit betrifft, bin ich kein Experte. Als Entwicklungsbiologe betreibe ich Grundlagenforschung, und da ist Mais ein Modellsystem, an dem wir exemplarisch Untersuchungen durchführen.

In Zeiten des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP ist es schwer, unpolitisch über Mais zu sprechen. Und dass zu Ihrer „Europäischen Mais Konferenz“ ausgerechnet ein New Yorker Gastredner erscheint, macht hellhörig.

Das ist Zufall. Der Gastredner ist mein einstiger Chef und betreibt dieselbe Grundlagenforschung wie wir. Er erforscht, warum welches Gen wann anspringt und was mit defekten Genen passiert. Aber mit genetisch verändertem Mais oder TTIP hat das nichts zu tun – auch wenn ich Letzteres eher skeptisch sehe.

Aber auch in Ihrem Labor werden Pflanzen genetisch verändert.

Ja, aber wir arbeiten mit Mutationen. Das sind – entgegen dem landläufigen Vorurteil – natürliche Veränderungen der Gene einer Pflanze, meist ausgelöst durch fehlerhafte Zellteilungen. Solche Veränderungen können wir auch im Labor erzeugen. Das ist aber nicht dasselbe wie der umstrittene transgene Mais.

Inwiefern?

Bei transgenem Mais bringe ich ein artfremdes Gen, zum Beispiel ein Schädlinge tötendes, in die Pflanze hinein. Bei einer Mutation dagegen ist ein vorhandenes Gen verändert, das zum Beispiel für eine größere Blüte verantwortlich ist.

Und was genau besprechen Sie auf Ihrer Konferenz?

Sie soll vor allem der Vernetzung dienen, die in den USA schon viel weiter gediehen ist als hier. Außerdem hoffen wir Hamburger auf Kooperationen – zum Beispiel in puncto Sommerfelder.

Warum ist das nötig?

Wir forschen einerseits im Labor, andererseits im freien Maisfeld. Da das Hamburger Klima für viele Maissorten aber zu kalt ist, sind wir darauf angewiesen, Sommerfelder etwa in Frankreich oder Italien mitzunutzen.

Was fasziniert Sie am Mais?

Es ist einfach eine schöne Pflanze. Wenn ich eine junge Maisblüte unterm Elektronenmikroskop angucke, hat das schon eine gewisse Ästhetik.

Interview: PS

Europäische Mais Konferenz: 18. bis 20. 5., Biozentrum Klein Flottbek, Ohnhorststr. 18