Den Reggae wieder nach Hause bringen

Reggae Der Sänger Tiken Jah Fakoly nimmt kein Blatt vor den Mund. In Westafrika ist er so zur Institution geworden

Ganz entspannt und genrefest: Tiken Jah Fakoly Foto: fcat

Der Mann ist mit seinen 47 Jahren bereits ein Veteran. Seinen Ruf hat sich Tiken Jah Fakoly, Sohn einer Griot-Familie, mit scharfzüngigen Texten erspielt. In seinem Song „Mangercratie“ forderte er 1996 von den Machthabern in Cote d’Ivoire die Einlösung von Wahlversprechen: Das Stück wird zu einer Hymne des Protests und begründet seinen Ruhm. 1998 hat er in Paris seinen ersten Auftritt in Europa, und mit seinem ersten Major-Vertrag in der Tasche fliegt er 2002 erstmals zu Aufnahmen nach Jamaika.

Doch während er Karriere macht, bricht in seiner Heimat ein Bürgerkrieg aus. Nach Morddrohungen durch Anhänger des Präsidenten Laurent Gbagbo geht Tiken Jah Fakoly 2003 ins Exil nach Mali. Von dort aus kritisiert er die Machthaber in seinem Land, aber auch die Politik der französischen Regierung, die immer wieder afrikanische Diktaturen unterstützte. Als er zur Veröffentlichung des Albums „Coupe de Geule“ 2004 in Bamako ein Konzert gibt, strömen Tausende aus dem Nachbarland über die Grenze.

Auf seinem Album „Dernier Appell“ („Letzter Aufruf“) zeichnete er 2014 ein kritisches Bild seines Kontinents: Im Titelsong vergleicht er ihn mit einem Flugzeug, dem der Absturz droht, wenn Piloten, Passagiere und Crew sich nicht zusammen auf einen Kurs einigen. Mit seinem aktuellen Werk, „Racines“, dagegen verneigt er sich vor Vorbildern wie Peter Tosh und Bob Marley und vor Alpha Blondy, dem anderen Pionier des Reggae in Afrika.

Klassikern wie „Zimbabwe“ oder „Get Up, Stand Up“ fügt er mit Kora-Harfe, Ngoni-Laute und Balafon eine spezifisch westafrikanische Note hinzu. Und mit Max Romeo, U-Roy und Sly & Robbie standen ihm bei den Aufnahmen einige der Größen des Genres zur Seite.

„Racines“ entstand in Bob Marleys ehemaliger Aufnahmestätte, den Tuff Gong Studios in Kingston. Nicht zufällig weisen viele der Songs einen Bezug zu Afrika auf. Die selbstbewusste Botschaft lautet: Reggae’s coming home. So hat es einmal Bob Marley prophezeit, und Tiken Jah Fakoly sieht sich in der Pflicht, dieses Vermächtnis zu erfüllen. Daniel Bax