Ulrike Meinhof

Für die meisten Deutschen war sie der Kopf einer terroristischen Mörderbande. Andere machten die „Verhältnisse“ verantwortlich

Chronik Deutsche Jahre: Ulrike Meinhof, die alte Bundesrepublik und die Rote Armee Fraktion

BERLIN taz | Am 7. Oktober 1934 wird Ulrike Marie Meinhof geboren. Die Eltern, Dr. Werner Meinhof und Dr. Ingeborg Meinhof, sind Kunsthistoriker.

1939:Tod des Vaters.

1948:Tod der Mutter. Ulrike Meinhof wächst mit ihrer älteren Schwester unter der Vormundschaft von Renate Riemeck auf, die später als Professorin Geschichte und Politische Bildung lehrt.

1956:Ulrike Meinhof beginnt an der Uni Marburg mit dem Studium von Philosophie, Pädagogik, Soziologie und Germanistik.

1958:Die SPD organisiert die Kampagne „Kampf dem Atomtod“, für die sich auch Ulrike Meinhof einsetzt. Meinhof tritt dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) bei, der damals noch von der SPD dominiert wird.

1959:Ulrike Meinhof wird auf Druck der SPD aus dem SDS ausgeschlossen. Sie hatte sich für Verhandlungen mit der DDR eingesetzt.

1960:Meinhof wird Chefredakteurin der Zeitschrift Konkret.

1962:Ihre Zwillinge Bettina und Regine werden geboren.

1968:Umzug nach Westberlin. Meinhof arbeitet als Journalistin für das TV-Magazin „Panorama“. Sie schreibt das Drehbuch für das Fernsehspiel „Bambule“, in der sie Kritik an der Heimerziehung von straffälligen Jugendlichen mit dem Klassenkampf vermischt. Mit ihrem Mann Klaus Rainer Röhl hat sie sich privat und beruflich überworfen.

1970:Der Weg in den Terrorismus beginnt. Der wegen Brandstiftung inhaftierte Andreas Baader wird im Mai mit Waffengewalt befreit. Im Juni flüchtet Meinhof zusammen mit Gudrun Ensslin, Andreas Baader und anderen Sympathisanten nach Jordanien. Bei der palästinensischen Gruppe Fatah erhalten sie eine Ausbildung für den bewaffneten Kampf. Die RAF hat sich formiert. Nach der Rückkehr überfällt die Gruppe zunächst Banken, um sich zu finanzieren. Es folgen Sprengstoffanschläge.

1972:Die RAF verübt Anschläge in Frankfurt, Augsburg, Karlsruhe, beim Springer-Verlag in Hamburg und im US-Hauptquartier in Heidelberg. Im Juni wird Meinhof festgenommen und in der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf inhaftiert. Sie tritt mit anderen RAF-Gefangenen in den Hungerstreik.

1974:Meinhof wird wegen Mordversuchs bei der Baader-Befreiung, bei der ein Mann angeschossen worden war, zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Am 9. November stirbt während eines Hungerstreiks Holger Meins in der JVA Wittlich.

1975: Hauptprozesse gegen die Mitglieder der RAF. Ihnen werden vier Morde, 39 Mordversuche, sechs Sprengstoffanschläge und mehrere Banküberfälle zur Last gelegt.

1976:Am 9. Mai wird Meinhof erhängt in ihrer Zelle aufgefunden, am 15. Mai auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Westberlin bestattet. WG