Ein Ende des Hungerstreiks ist nicht in Sicht

WESTSAHARA Die Menschenrechtlerin Aminatu Haidar will die Ausreise aus Spanien in ihre Heimat erzwingen. Zwölf Tage nach dem Beginn der Aktion hat sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert

MADRID taz | Die Forderung von Aminatu Haidar ist einfach: „Ich will in meine Heimat zurück, mit oder ohne Reisepass“, erklärte die sahrauische Menschenrechtlerin, als sie auf dem Flughafen der Urlaubsinsel Lanzarote in einen unbefristeten Hungerstreik trat. Mittlerweile sind zwölf Tage vergangenen. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Haidar war von den marokkanischen Besatzungsbehörden aus der einstigen spanischen Kolonie Westsahara abgeschoben worden, nachdem sie aus den USA zurückkam, wo sie mit einem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet worden war. Die marokkanische Polizei hatte ihr zuvor den Reisepass abgenommen. Die Spanier ließen sie dennoch ins Land. Raus darf sie nicht mehr, „mangels gültiger Dokumente“. „Komplizenschaft“ wirft Haidar deshalb der ehemaligen Kolonialmacht vor.

Die 42-Jährige steht für den gewaltfreien Widerstand der Sahrauis gegen die Besatzung ihres Landes durch Marokko. Haidar spricht nicht mehr mit der Presse. „Sie ist zu geschwächt“, entschuldigt sie ihr Sprecher, der in Spanien bekannte Schauspieler Willy Toledo. Er ist aus Madrid angereist, um Haidar zur Seite zu stehen. Die gesundheitliche Lage der Menschenrechtlerin verschlechtert sich. Seit ihrer fünfjährigen Haft in einem marokkanischen Geheimgefängnis Ende der 80er-Jahre leidet Haidar neben vielen anderen Krankheiten an einem offenen Magengeschwür. „Die Marokkaner verlangen von ihr, dass sie die marokkanische Nationalität anerkennt, um den Reisepass zurückzubekommen. Dies verstößt eindeutig gegen das Völkerrecht“, beschwert sich Toledo.

Die Solidarität mit der Hungerstreikenden wächst. In der Westsahara sind Frauen in einen Solidaritätshungerstreik getreten. Neben zahlreichen spanischen Künstlern bekommt Haidar auch internationale Unterstützung wie vom portugiesischen Literaturnobelpreisträger José Saramago. Am Freitag wird eine Delegation der US-amerikanischen Robert F. Kennedy Stiftung in Lanzarote erwartet. Sie wollen Haidar beistehen. In Madrid und auf Lanzarote sind am Wochenende zwei große Solidaritätsfestivals geplant. RW