Lochthofen abserviert

WAZ „Thüringer Allgemeine“-Chef muss Sparkurs weichen

Mit dem ihm ganz eigenen Fingerspitzengefühl hat der Essener WAZ-Konzern begonnen, nach dem Kahlschlag bei seinen Blättern im Ruhrgebiet nun auch bei seinen Thüringer Titeln aufzuräumen: Knapp 20 Jahre nachdem die Thüringer Allgemeine sich als eine der ersten SED-Zeitungen in der DDR vom Parteieinfluss befreit und einen Chefredakteur in freier Wahl bestimmt hat, hat die Geschäftsführung gestern den 1990 gewählten Chefredakteur Sergej Lochthofen kalt abserviert. Zum taz-Redaktionsschluss ist unklar, ob die Thüringer Allgemeine heute erscheint. Die Belegschaft steht protestierend vor dem Verlagshaus in Erfurt.

Der für Thüringen zuständige Geschäftsführer Klaus Schrotthofer, der zuvor eher erfolgloser Chefredakteur des WAZ-Blattes Westfälische Rundschau in Dortmund war, informierte die „lieben Kolleginnen und Kollegen“ zunächst schriftlich von dem Rauswurf Lochthofens und seiner Frau Antje-Maria, die stellvertretende Chefredakteurin der TA war. Als Nachfolger soll im Januar Paul-Josef Raue, bislang Chef der ebenfalls zum WAZ-Konzern gehörenden Braunschweiger Zeitung, antreten.

Trotz der Erfolge Lochthofens, unter dem die TA im Vergleich zu anderen ostdeutschen Zeitungen deutlich weniger an Auflage verlor, sei man „der Ansicht, dass ein Wechsel in der Chefredaktion der TA sinnvoll und notwendig ist, um den im Jahr 2008 begonnenen Weg der Erneuerung unserer Strukturen und unserer Produkte fortsetzen zu können“, schreibt Schrotthofer.

Die Mitarbeiter rechnen nun mit einem radikalen Sparkurs wie im Westen gesehen, wo sich die WAZ-Titel von einem Drittel ihrer Redaktionsmitarbeiter trennt. „Jetzt wird dieses sensationelle Erfolgsmodell auch über uns hereinbrechen“, fürchtet man in Erfurt. STG