Hiroshima

Heute beginnt der G-7-Gipfel in Japan. Als erster amtierender US-Präsident reist Obama anschließend auch nach Hiroshima

Heikle Reise für Obama

USA Eine Mehrheit findet den Bombenabwurf noch heute gerechtfertigt

WASHINGTON taz | Bis zu seinem Tod im Oktober 2007 hat Paul Tibbets nie ein öffentliches Wort des Bedauerns für die Tragödie von Hiroshima gefunden. „Es gibt keine Moral in der Kriegsführung, Krieg an sich ist unmoralisch“, sagte er einmal in einem Interview.

Tibbets saß am 6. August 1945 am Steuer jenes Kampffliegers, von der die Bombe über Hiroshima abgeworfen wurde. Umfragen zufolge halten 56 Prozent der Amerikaner den Einsatz der Bombe auch heute noch für gerechtfertigt. 34 Prozent widersprechen, der Rest möchte sich nicht festlegen. US-Präsident Harry Truman begründete seine Entscheidung zum Abwurf so: „Wir haben uns der Bombe bedient, um die Qualen des Krieges zu verkürzen, um das Leben Tausender und Abertausender Amerikaner zu retten.“ Barack Obama, das hat das Weiße Haus bereits klargestellt, wird sich nicht von Truman distanzieren, nicht um Verzeihung bitten.

Manche Republikaner – und manche Militärs – sehen allein schon im Faktum des Besuchs einen unangemessenen Kniefall vor Japan. Die Reise könnte als De-facto-Entschuldigung angesehen werden – ein schwerer Affront gegenüber den Soldaten, die dreieinhalb Jahre gekämpft hätten, um Asien zu befreien, schreibt der pensionierte Konteradmiral Lloyd R. Vasey in einem Beitrag für das Center for Strategic and International Studies in Washington.

Dagegen argumentiert der Politökonom Gar Alperovitz, Autor zweier Bücher über die Geschichte der Atomwaffe, die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki seien nicht nötig gewesen, um den Zweiten Weltkrieg rasch zu beenden. Vielmehr sei es um eine Demonstration militärischer Macht gegangen, um ein Signal, das man „in der Morgendämmerung des Kalten Krieges“ nach Moskau senden wollte. Frank Herrmann