LeserInnenbriefe
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Das grüne Bürgertum

betr.: „Macht Umverteilung glücklich“, taz vom 18/19. 6. 16

Ein grünes Bürgertum, das wachsende Ungleichheit nicht hinterfragt, macht es dem Rechtspopulismus noch leichter. Treibt dieser doch einerseits sein Spiel mit Neidgefühlen, andererseits tritt er für die Beibehaltung religiöser, kultureller, geschlechterbezogener und sozialer Ungleichheit ein. Mehr Umverteilung wäre nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern sie wäre notwendig, gerade weil unsere modernen Gesellschaften kulturell heterogen sind. „Aufstieg“ richtet sich primär an (benachteiligte) Minderheiten, ändert aber wenig an ökonomischen und politischen Kräfteverhältnissen. „Umverteilung“ bedeutet auch einen Gewinn für diejenigen, die nicht aufsteigen können, etwa aus Altersgründen oder weil ihre Fähigkeiten noch nicht nachgefragt werden. Hansjörg Gutberger,Göttingen

Wir waren sehr viel mehr

betr.: „Hand in Hand gegen Rassismus“, taz vom 20. 6. 16

In Bochum sammelten sich laut Polizei am Samstag stolze 8.500 Menschen in der Kette „für Herz, gegen Hetze“! Ihr habt wohl irgendwo die viel geringere Zahl von 4.000 gefunden. Wir waren aber mehr und hatten dazu noch das Glück, dass die Sonne schien und wir angestrahlt wurden.Sophia van Dijk,Herdecke

Es hat nicht nur „gerumst“

betr.: „Fracking: Verbieten verboten“, taz vom 17. 6. 16

Ingo Arzt benennt nicht die schon bei der konventionellen Gasförderung bestehenden Gesundheitsrisiken: Neben Quecksilber werden auch Radon, Benzol, Toluol und andere Kohlenwasserstoffe aus dem Erdinneren geholt. Darin spiegelt sich, wie gut sich der Werbeslogan der Energiewirtschaft „Erdgas: eine saubere Sache“ in den Köpfen so vieler festgesetzt hat. Im Wahlkreis des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt hat es auch nicht nur „gerumst“, tatsächlich hat es dort wiederholt Erdbeben im niedersächsischen Flachland gegeben und zwar als Folge der Erdgasbohrungen, zuletzt mit einer Stärke von 3,3 und über 60 nachgewiesenen Gebäudeschäden. Bei dem Gesetz wurde sicher nicht „gebummelt“. Die lange Auseinandersetzung zeigt, wie selbstherrlich Energieunternehmen agieren konnten.

Christoph Dembowski , Rotenburg

Pfui! Ich fordere mehr Esprit

betr.: „Grausame Armada goldener Rollatoren“, taz-Wahrheit vom 18./19. 6. 16

Ja, ihr Goldrollatoren-Enkel, ihr Luxusbubis, ihr redet wohl gern über Sachen, mit denen ihr euch nicht auskennt? Nicht unähnlich dem gemeinen A-eff-Deler lasst ihr eben euren Frust raus? Rücksicht?? Schlangestehen und warten? Etwa an der Supermarktkasse? Wo smarte Jungfinanziers jedes Bier mit Kreditkarte zahlen, was viel länger dauert als einfach mal zwei oder drei Eurostücke hinlegen. Wenn aber eine fürsorgliche Rentnerin die Kassiererin fragt, ob sie gern Kleingeld hätte, sagt diese gewöhnlich „ja“. Solch fiese Hetze gegen alte Leute gehört in die Sparte „Rassismus“. Pfui! Ich fordere mehr Esprit!

Barbara Höhfeld (81), Frankfurt am Main

Nicht gewählte EU-Kommissare

betr.: „Abstimmung im Galopp“, taz vom 18./19. 6. 16

Wenn auch die VertreterInnen der EU im Europaparlament demokratisch gewählt sind, die KommissarInnen, die die Gesetze und die Verträge aushandeln, sind es nicht. Und die Handelsverträge, um die es derzeit geht, zielen doch weit über normale Handelsbeziehungen hinaus, indem sie öffentliche Dienstleistungen der einzelnen Mitgliedsstaaten tangieren, ja sogar Rechte bei Gesetzgebungsverfahren einfordern. Angesichts dieser Breite der Abkommen wäre ein Ausschluss der nationalen Parlamente schlicht skandalös! Helga Schneider-Ludorff,Oberursel

Marktkapitalismus bei den Ökos

betr.: „Ökopioniere im Abseits“, taz vom 13. 6. 16

Davert, einst als Mühlenbetrieb ein echter Pionier der Szene, soll fertiggemacht werden. Es ist schon krass zu sehen, wie sich die Bioszene in Deutschland zu zerstören versucht. Zum einen die sogenannten Anthroposophen, die sich um Huhn und Ei und wer zuerst etc. streiten. Und nun Basic, die so tun als, hätten sie die ökobiologische Marktweisheit mit Biolöffeln gefuttert. Fazit: Auch in der Ökoszene herrscht der Marktkapitalismus.

Thomas Schwarz, Riegelsberg

Geht es genauer?

betr.: „Die angstfreie Zeit ist vorbei“, taz vom 13. 6. 16

Schon in der Überschrift steht: „Vor allem Frauen werden von Neonazis, Islamisten und militanten Linken massiv bedroht.“ Und später erwähnt Dominic Johnson, dass Drohungen von „Labour-Linken“ oder „militanten Linken“ kommen: „Der Schottland-Referendumswahlkampf 2014 und der Labour-Führungswahlkampf 2015 gingen beide mit Hetzkampagnen von Schottland-Nationalisten und Labour-Linken gegen politische Gegner einher, oft explizit sexistisch.“ „Viele Kolleginnen haben … enthüllt, dass ihnen Ähnliches angedroht worden sei, mal von Rechtsradikalen, mal von Islamisten, mal von militanten Linken.“ Könnte Herr Johnson Genaueres dazu sagen: Fälle beschreiben, wer wurde wie bedroht, Namen nennen, Ausmaß/Häufigkeit dieses Phänomens usw.? Boykin Reynolds,Frankfurt am Main