Selfmade-Frau aus der Schanze

Soul Die Südafrikanerin Lebo Masemola blieb in Hamburg. Nun präsentiert sie hier ihr Debütalbum

Uschi heißt die Nachbarin, die Lebo Masemola zu ihrem ersten Hit inspiriert hat. „Sister Gwen“ ist der rüstigen alten Dame gewidmet, die ihr immer wieder erklärt, wie der Müll mit dem grünen Punkt entsorgt werden muss und mit Adleraugen kontrolliert, wer die Schwelle ihrer Wohnung überschreitet.

„Sie weiß genau über mein Liebesleben Bescheid und über alles im Haus“, sagt die quirlige Sängerin lachend. Längst hat sie ihren Frieden mit der Rentnerin gemacht, die bei ihr in der Schanze lebt. Dort wohnt Lebo Masemola schon fast ihr halbes Leben, kennt den Kiosk an der Ecke, deren Besitzer ihr schon mal ein paar Euro leihen, wenn sie mal wieder das Portemonnaie vergessen hat.

Das schätzt die 32-Jährige, die in Südafrika aufwuchs, das Elternhaus früh verließ, um an der Rudolf-Steiner-Schule in Pretoria zu lernen und dort mit 14 Jahren begann, Klassik zu singen. Mit dem Ensemble ihres Musiklehrers kam sie auf Tour nach Skandinavien. „Damals habe ich Vivaldi gesungen – mit Kopfstimme“, erzählt Lebo.

Heute singt sie Afro-Soul und es hat etwas gedauert, bis Lebo den Bogen raus hatte und wusste, was sie wollte. Über die in Hamburg ansässige südafrikanische Band Dube entdeckte sie die ihr vertrauten Rhythmen neu – später waren es Patrice, Nneka und Ayo, deren Stil ihr immer besser gefiel. Der findet sich auch im Sound von Lebo wieder, aber eben auch Mbaqanga und Kwaito, die Songs von Miriam Makeba und Billie Holiday, die ihre Eltern schätzten.

Nun soll ihre Karriere Fahrt aufnehmen und mit der ersten, auf dem eigenen Rayka-Label veröffentlichten CD, hat sie gleich den Mojo-Geschäftsführer Leif Nüske überzeugt. Am Samstag präsentiert die Selfmade-Frau des Afrosoul ihr Debütalbum. Knut Henkel

Sa, 18.7., 20 Uhr, Mojo