Neues Semester, neue Anforderungen

Zum Semesterbeginn geht die Umstellung der alten Studiengänge auf Bachelor und Master weiter. Von der Umstellung, die 1999 in der Bologna-Erklärung der Europäischen Union beschlossen wurden, sind alle Universitäten in Berlin überzeugt. Doch bei der Umsetzung gibt es noch Probleme

VON ANNE MÄRTENS

Die Semesterferien sind vorbei, und an den Berliner Universitäten beginnt wieder der studentische Alltag mit Vorlesungen, Seminaren, Diplom- oder Zwischenprüfungen. Doch ganz so alltäglich ist es dann doch nicht für die Studenten, Dozenten und Professoren. Das Hochschulsystem wird nach europäischen Richtlinien umgestellt.

Zusammengefasst könnte man das so formulieren: Die Vorlesungen und die Seminare heißen jetzt Module, und den ersten akademischen Grad, den Bachelor, erlangt man bereits nach drei Jahren Studium. Mit diesem ersten Abschluss kann man bereits in den Beruf einsteigen, oder man schließt ein weiteres, zweijähriges Masterstudium an. Dieser Abschluss kommt dann dem vorherigen Diplom oder Magister gleich.

All das wurde 1999 von den europäischen Bildungsministern in der Bologna-Erklärung beschlossen und soll die Hochschulabschlüsse im vereinten Europa vergleichbar machen. Und da das Ressort Bildung Ländersache ist, hat der Berliner Senat auch noch einmal abgestimmt. Das Ergebnis: Bis 2009 müssen alle Berliner Hochschulen die bisherigen Diplom- und Magisterstudiengänge auf Bachelor und Master umgestellt haben. An allen drei Berliner Universitäten sind die Reformprozesse seit einigen Jahren im Gang. Immer mehr Erstsemester beginnen mit ihrem Bachelor-Studium. Vor allem in den Geisteswissenschaften ist die Umstellung bereits erfolgt.

Doch es gibt auch Kritik: „Der Reformprozess ist teilweise überstürzt, hastig und mit gravierenden handwerklichen Fehlern vollzogen worden“, erzählt Peter Hartig, Sprecher vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AStA) der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). So habe es an der HU einen Bachelor-Studiengang für Geschichte gegeben, welcher nach nur anderthalb Jahren wieder eingestampft wurde, weil das Konzept hinten und vorne nicht stimmig war.

Von einem reibungslosen Übergang kann keine der drei Universitäten sprechen. Und auch mehr Geld gibt es nicht. Im Gegenteil: Ab 2009 wird beispielsweise das Haushaltsbudget der Technischen Universität Berlin (TU) von 30 Millionen Euro um 10 Prozent gekürzt.

Trotz der Einschnitte sind die Universitäten allerdings von der Notwendigkeit der Neugestaltung des Studiums überzeugt. Die Anzahl der Studienabbrecher werde mit dem Bachelor geringer werden, meint Angela Bittner, Pressesprecherin der Humboldt-Universität. Gerade in den Geisteswissenschaften gebe es eine hohe Abbrecherquote, die mit dem Bachelor-Abschluss verringert werden würde. Statistiken gibt es noch keine darüber.

Holger Heubner von der Freien Universität Berlin (FU) sagt: „Die Reform ist eine echte Chance, Lehrinhalte zu modernisieren. Alles wird auf den Prüfstand gestellt, Veraltetes raus- und Neues reingenommen. Das Konzept ist gut, aber die Gesellschaft muss den Bachelor als akademischen Grad auch akzeptieren.“

Letztlich fällt eine fehlende Akzeptanz des Bachelors auf die Studenten zurück. Ein Beispiel erläutert Marius Pöthe vom AStA der TU: „Die Kammer der Architekten akzeptiert den Bachelor nicht als Abschluss. Ohne Master wird man in dem Beruf nicht anerkannt und landet dann vielleicht als technischer Zeichner in einem eigentlichen Ausbildungsberuf“, so Pöthe. Daher wolle man sich an der TU dafür einsetzen, dass der Bachelor-Abschluss nicht zur Regel wird, sondern die Mehrzahl der Studenten den Master anschließt.

Die Studierendenausschüsse der Universitäten geben allerdings zu bedenken, dass mit der Einführung des Bachelors ein Masterstudium auch als Zweitstudium gelten könnte, welches dann mit Studiengebühren verbunden wäre. Bislang ist ein Masterstudium, sofern es in der Regelstudienzeit absolviert wird, jedoch kostenlos.

Ein weiters Problem stellt sich bei der ungeklärten Frage der Lehrerausbildung. So kann man in Berlin bereits den Bachelor mit Lehrbefähigung erlangen. Nicht jeder, der den Bachelor in der Tasche hat, darf jedoch den Master anschließen. Die Einsetzung in den Schuldienst des Landes Berlin setzt jedoch den Master voraus.

Die Zugangsvoraussetzungen für den Master sind noch nicht endgültig geklärt. Ob Bachelor-Abschlüsse, Auswahltests oder Gespräche – im Moment ist dies den Universitäten selbst überlassen, bis es weitere Vorgaben vom Senat dazu gibt.