„Alle Menschen sollten sich impfen lassen“

NRW-Agrar-Staatssekretär Alexander Schink: Gefahr für Menschen, die viel mit infizierten Tieren zu tun haben

taz: Herr Dr. Schink, was sollte Otto-Normalverbraucher tun, nun da die Vogelgrippe die Türkei erreicht hat?

Alexander Schink: Wir empfehlen allen, sich gegen die normale Grippe impfen zu lassen. Also nicht nur Älteren, Kindern und chronisch Kranken, sondern wirklich allen. Das ist als Prävention wichtig, damit sich das Vogelgrippevirus H5N1 nicht so leicht mit einem menschlichen Grippevirus vermischen kann und sich dann von Mensch zu Mensch verbreiten könnte.

Was sollten Türkeireisende beachten?

Sie sollten möglichst den Kontakt zu Hühnervögeln meiden und darauf achten, dass sie Geflügelprodukte nur gut gekocht essen, weil das Virus ab 70 Grad Celsius stirbt. Außerdem appellieren wir dringend an Türkeireisende, keine Mitbringsel mit Federn oder sogar lebende Tiere nach Deutschland einzuführen.

Wie reagieren jetzt die Bundesländer?

Wir müssen noch viel wachsamer sein und werden vor allem den Reiseverkehr noch intensiver kontrollieren. Allerdings haben wir schon im September die Freilandhaltung von Geflügel für drei Monate untersagt, damit die Tiere nicht durch Zugvögel angesteckt werden.

Das letzte gefährliche Geflügelvirus trat in NRW vor zwei Jahren auf. Können Sie daraus lernen?

Wird ein Virus gefunden, werden die Vögel isoliert und getötet. Wir haben in Nordrhein-Westfalen vor kurzem ein Tierseuchen-Krisenmanagement beschlossen. Das sieht für jeden Kreis einen eigenen Notfallplan vor mit Krisenstäben bei den Bezirksregierungen und auf der Landesebene.

Viele warnen vor Überreaktionen – schließlich grassiert die Vogelgrippe schon seit zwei Jahren in Südostasien.

Das hat jetzt eine andere Qualität. Der Reiseverkehr zwischen Deutschland und der Türkei ist viel stärker – und vor allem kommen aus der Türkei sehr viel mehr Lebensmittel als aus Südostasien.

Wie beurteilen Sie das Krisenmanagement der Bundesregierung?

Der Krisenstab ist von großer Kooperation geprägt. Es hat zwischen der Bundesregierung und den Ländern keine Divergenzen gegeben. Die Informationen sind sehr schnell geflossen. INTERVIEW: TARIK AHMIA