Richtig-stellung

zu „Ein neuer Ton“ in der taz vom 2./3. Juli 2016 über das Magazin „Cicero“

1.Wir haben geschrieben: „Ein gutes Jahr später, im Februar 2016, druckt der Cicero wieder eine Titelgeschichte über Flüchtlinge. Diesmal zeigt das Cover Angela Merkel, sie sitzt auf einem Sofa und trinkt in aller Ruhe Tee. Hinter ihr steht der Kölner Dom in Flammen. ‚Nicht mehr mein Land‘ steht darunter, ‚Deutschland zwischen Kontrollverlust und Staatsversagen‘. Der Satz dreht Merkels Aussage von September 2015 um: ‚Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.‘ Im Heft schreibt eine Autorin von einer ‚Invasion der Machtlosen aus fernen Kulturen‘, der Philosoph Peter Sloterdijk spricht im Interview ohne kritische Nachfragen über den ‚Souveränitätsverzicht‘ der Bundesregierung und von einer ‚Überrollung Deutschlands‘ durch Geflüchtete. Deutschland habe das ‚Lob der Grenze‘ verlernt. ‚Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung.‘ Gegenstimmen gibt es nicht.“ Und: „Aber Haltung ist auch eine Frage der sprachlichen Feinheiten. Wer von ‚mehreren Millionen‘ Flüchtlingen schreibt, die ins Land kommen, wer duldet, dass Flüchtlinge in seinem Heft als ‚Invasoren‘ bezeichnet werden, der macht Stimmung.“

Tatsächlich ist in Cicero nicht von „Invasoren“ geschrieben worden, sondern von einer „Invasion der Machtlosen“. Vor den Worten „mehrere Millionen“ Flüchtlinge stand noch das Wort „absehbar“. Es gab zudem in späteren und früheren Ausgaben von Cicero vereinzelt Artikel, die andere Auffassungen als Sloterdijk vertraten beziehungsweise gegen ihn argumentierten.

2.Wir haben geschrieben: „Den vielen Merkel- und islamkritischen Texten stehen nur selten welche mit anderer Meinung gegenüber. Obwohl Flüchtlingsfragen hoch und runter diskutiert werden, gab es im gedruckten Cicero seit Beginn der Flüchtlingsdiskussion keinen Text über Brandanschläge auf Asylbewerberheime und die zunehmende Gewalt gegen Flüchtlinge. Online erschien im vergangenen halben Jahr bis Redaktionsschluss dieser Zeitung ein einziger Text zu dem Thema und ein paar Nebensätze in anderen Artikeln. Die Gewalt gegen Flüchtlinge im sächsischen Clausnitz beispielsweise wurde nie behandelt, obwohl sie medial ein großes Thema war.“

Dazu stellen wir fest: Es gibt Texte, die sich auch mit der Gewalt gegen Flüchtlinge in Clausnitz beschäftigen.

3.Wir haben geschrieben: „Zu einem Debattenmagazin gehöre es, sagt Christoph Schwennicke, auch abseitige Standpunkte zu drucken. In ihrer Grundhaltung seien sich aber alle Redaktionsmitglieder einig: In der Flüchtlingsfrage vertrete der Cicero die ‚Position der politischen Vernunft‘“.

Wir haben Herrn Schwen­nicke falsch zitiert. Er hat gesagt, dass auch abweichende Standpunkte zu drucken seien. Wir bedauern das Falschzitat.

Die Redaktion