heute in hamburg
: „Kontrapunkt setzen“

FEIER Auf dem Ohlsdorfer Friedhof wird die Kriegerehrenallee in Ida-Ehre- Allee umbenannt

Michael Pollmann

Foto: BUE/Bina Engel

54, ist zurzeit Staatsrat der Behörde für Umwelt und Energie, vorher für Stadtentwicklung und Umwelt.

taz: Herr Pollmann, warum benennen Sie heute die Kriegerehrenallee auf dem Ohlsdorfer Friedhof um?

Michael Pollmann: Seit einiger Zeit findet dort ein Friedensfest statt. Aus dem Kreis der Initiatoren des Festes kam der Vorschlag, die Straße umzubenennen. Ich möchte die Gründe für die Abkehr vom Name Kriegerehrenallee unterstützen: So ein Name ist nicht mehr passend.

Wer sind die Initiatoren?

Das sind der Verein Garten der Frauen, der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof, die Willi-Bredel-Gesellschaft, Ver.di und der Volksbund Kriegsgräberfürsorge.

Wieso hieß die Straße bisher Kriegerehrenalle?

Die Straße wurde nach dem Ersten Weltkrieg so benannt. Damals wurden dort viele Soldaten bestattet. Es war auch geplant, eine so genannte ,Heldengedächtnishalle' zu bauen. Der Plan ist in der Weimarer Republik nicht mehr weiter verfolgt worden – aber daher kommt der Name.

Gab es Proteste gegen die Umbenennung?

Es gibt Menschen, die damit nicht einverstanden sind. Sie finden, dass die Ehre der gestorbenen Soldaten damit mit Füßen getreten würde. Dies ist aber überhaupt nicht die Absicht. Sie richtet sich dagegen, die Soldaten in ihrer Funktion als Krieger und damit den Krieg ehren zu wollen. Völlig legitim ist es, die gestorbenen Soldaten zu betrauern.

Warum haben Sie entschieden, dass Ida Ehre in Zukunft die Namensgeberin für die Straße ist?

Wir wollten schon einen bewussten Kontrapunkt setzten. Wir benennen die Straße aus einem politischen Grund um, aus einem geänderten Verständnis der Geschichte. Dieser Gedankengang soll im Namen zum Tragen kommen.

Ist Ida Ehre die richtige Persönlichkeit dafür?

Sie ist nicht nur eine große Schauspielerin, Theatermacherin und Regisseurin gewesen. Sie hat sich auch gegen den Krieg, den Rassismus und den Nationalsozialismus ausgesprochen. Ihr ist die Flucht nicht geglückt und sie war in der Zeit des Nationalsozialismus im Konzentrationslager inhaftiert. Sie ist daher eine sehr passende Namenspatin.

Planen Sie noch weitere Umbenennungen?

Die Zuständigkeit der Umweltbehörde gilt bei den Straßen nur für den Friedhof.

Interview: ANNA DOTTI

Umbenennung der Kriegerehrenallee: 13.30 Uhr, mit dem Staatsrat der Umweltbehörde Michael Pollmann auf dem Ohlsdorfer Friedhof