Ebbe im Kanal

Das Leck im Dortmund-Ems-Kanal nervt die Schiffer

Ohne den Dortmund-Ems-Kanal läuft nichts in der europäischen Binnenschifffahrt. Die Wasserstraße, die den Rhein mit dem Mittellandkanal und darüber mit Weser und Elbe verbindet, wird jährlich von rund 17.000 Schiffen befahren – als kürzeste Verbindung von Rotterdam, Mannheim oder Köln nach Hamburg oder Berlin. Im Moment ist allerdings Ebbe im Kanal: Wegen eines Lecks bei Olfen im Kreis Coesfeld wird der Südteil der Wasserstraße für mehrere Wochen gesperrt bleiben.

Und weil die hiesigen Wasserwege nicht ganz so gut ausgebaut sind wie das Autobahnnetz, müssen Schiffer auf dem Weg nach Osten nun einen ziemlichen Umweg fahren: den Rhein flussabwärts, über den Amsterdam-Rhein-Kanal ins Ijsselmeer, durch die Friesische Wasserstraße nach Delfzijl, über die Nordseebucht Dollart nach Emden und von dort in den offenen, nördlichen Abschnitt des Dortmund-Ems-Kanals. Drei bis vier Tage länger dauert der Weg, schätzt der stellvertretende Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt. Einen Schiffer koste das bis zu 10.000 Euro.

Wie es soweit kommen konnte, dass der Kanal am Dienstag an seiner Überführung über die Lippe undicht wurde, ist bislang unklar. Erste Berichte, wonach der Zusammenstoß zweier Schiffe das Leck verursacht habe, wies Bernd Gieske, Leiter des Lagezentrums des Wasserschutzpolizei NRW in Duisburg, zurück. Zumindest könne dies nicht die einzige Ursache sein. „Das ist wie beim Deichbruch: Wenn das Wasser die Erde schon aufgeweicht hat, kann auch ein Mauseloch zur Katastrophe werden.“ In diesem Fall seien es vermutlich Bauarbeiten, die den Kanal für einen Schiffsstupser anfällig gemacht haben.

Gebaut und gebastelt wird an dem Kanal seit seiner Eröffnung 1899. Schon 1929 bis 1937 wurde er erweitert, indem man zwischen Olfen und Münster parallel zum alten Kanal die „Neue Fahrt“ anlegt. Auch die sechs Schleusen sowie das Schiffshebewerk Henrichenburg wurden den veränderten Bedürfnissen der Schifffahrt stets angepasst. Nun soll das Bett an der „Neuen Fahrt“ wieder erweitert werden. Vielleicht fühlte sich einer der Bauarbeiter von der endlosen Schiffsparade bei der Frühstückspause gestört – und zog einfach den Stöpsel. SUSANNE GANNOTT