LeserInnenbriefe
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Wie eine Löwin

betr.: „Oktoberfest: Ein Stich“, taz vom 10. 8. 16

Ich kann nachvollziehen, dass die Mutter von drei kleinen Kindern, Melanie M., ein Kampfmesser mit sich führte und aus Notwehr einsetzte, denn ich habe selbst die Hilflosigkeit verspürt, als ich 2009, unbetrunken, mit meinen beiden eurasisch aussehenden achtjährigen Kindern mittags in Görlitz von einer Gruppe unbetrunkener Skinheads „begleitet“ wurde und ich uns im Falle eines „Angriffs“ überhaupt nicht hätte verteidigen können. Wie eine Löwin hat Melanie M. ihre Gruppe, insbesondere Herrn Owomoyela, verteidigt. Diese extreme Konsequenz wurde von extrem auftretenden Menschen provoziert und zeigt ihnen, dass sich „ihre Opfer“ auch einmal wehren können.

Melanie M. hat mit ihrem Handeln deshalb wahrscheinlich andere Menschen vor weiteren Übergriffen dieser Provokateure geschützt. Diesen Schutz von ZuwanderInnen und Müttern leistet der Staat in großem Umfang nicht. Wo war die Polizei auf dem Oktoberfest? MARTINA KEILBART, Bielefeld

Was ist es denn nun?

betr.: „Pariser Programmierschule: Born to code“, taz vom 7. 8. 16

Was ist diese Programmierschule denn nun? Eine Universität (also eine „Hochschule mit Promotionsrecht“), eine Schule, ein Fortbildungsinstitut mit Industrienähe, das selbstdefinierte Zertifikate vergibt? Wer bezahlt den Lehrbetrieb? In welcher Höhe?

Das alles wäre doch alles relevant, wenn über ein Bildungsangebot geschrieben wird. So ist der Tenor des Artikels zwischen diffus und werblich. Auch im Bildungsbereich gibt es exakt definierte Begriffe, die eine fachliche wie rechtliche Einordnung ermöglichen. Und gerade wegen der Privatisierung der Bildungslandschaft muss mit Bezeichnungen sorgfältig umgegangen werden, damit potenzielle Bewerber/innen wissen, was sie erwarten können. Anne Schulz, Köln

Leben ohne Liegestuhl

betr.: „Die Macht am Strand“, taz vom 11. 8. 16

Die Studie über das Verhalten am Badestrand ist in der Tat sehr zutreffend. Interessant wäre die Frage, ob es neben den letztendlich geschlossenen Gruppen der Handtuchbesitzer, der sich radikalisierenden Opposition und der verfügenden Staatsgewalt nicht noch eine unorthodoxe, offene vierte Gruppe gibt. Nämlich eine bei sich festsetzenden Parteigruppierungen frei lancierende „Piratengruppe“, die Handtücher einfach wegnimmt, ohne Stühle in Anspruch zu nehmen, die sich mit dem Zustand des Umgetriebenseins anfreunden könnte, die nicht besitzen, sondern einfach nur stören und sich in den dadurch frei werdenden Räumen dazwischen bewegen will. Das heißt, die Frage ist: Gibt es ein gutes Leben ohne Liegestuhl auf einem Schiff der Handtuchhalter?

Hildegard Meier, Köln

Schreibkuddelmuddel

betr.: „Das geht selbst de Maizière zu weit“, taz vom 11. 8. 16

Liebe Feministinnen der taz! Ihr habt gewisslich meine tiefsten Sympathien auf eurer Seite! Aber das Kuddelmuddel von unterschiedlichen Kennzeichnungen der möglicherweise zweigeschlechtlich gemeinten Substantive sorgt in letzter Zeit für mancherlei Knoten im Auge und findet im Artikel Anja Maiers einen stilblühenden Höhepunkt. Dass „PolizistInnen“ gestellt werden sollen, mag stimmen, dass sie „gefordert“ werden, wohl kaum (welcher Minister – sind das tatsächlich alles Männer? – würde sich diese Mühe machen?!). Dann scheint das Waffenverbot nur für männliche Extremisten zu gelten, obwohl es mit dem Burkaverbot einhergeht (Monthy Pythons Steinigung steht da Pate). Aber das Highlight sind die ÄrztInnen, in denen ich allenfalls ein „Innen“ versteckt finde, die männlichen Vertreter der Zunft (grammatikalisch korrekt als „Ärzte“ zu bezeichnen) jedoch nur mit der Schere herausschneiden könnte. Und dann wird Simone Peter zitiert, die beispielgebend über „Migrantinnen und Migranten“ spricht. Bitte, liebe Autorinnen und Autoren, gebt das bisschen mehr Tinte daran! Jan Michael Horstmann,Radebeul