Radikale Weinevon Rainer Schäfer
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Martin Korrell hat mit 40 Jahren beschlossen, sich voll und ganz auf die wesentlichen Dinge in seinem Leben zu konzentrieren. Eine Haltung, die seit Kurzem auch seine Arbeit als Winzer bestimmt: In Zeiten „eines ständigen Überangebots“ will er sich auf weniger Weine beschränken. „Die sollen das repräsentieren, was ich am besten kann.“

Der Winzer, der mit seiner Frau Britta an der Nahe bei Bingen das Weingut Korrell Johanneshof leitet und aufw 26 Hektar Reben anbaut, hat sein Sortiment von dreißig auf elf Weine begrenzt. Damit, sagt Martin Korrell, könne er das Profil seiner Weine noch einmal deutlich schärfen. Der Winzer arbeitet damit gegen den Trend: Während viele seiner Kollegen selbst die Trauben winziger Parzellen separat zu eigenen Weinen ausbauen, fügt Korrell seit Kurzem vier Rieslinge aus ganz unterschiedlichen Lagen zu einem Wein zusammen: zum Riesling „Von den großen Lagen“.

So radikal wie Korrell hat das noch kein anderer deutscher Winzer praktiziert. Das sei auch für ihn eine „kleine Revolution“, sagt Korrell, die bei vielen anderen Winzern Unverständnis und Kopfschütteln ausgelöst hat: Warum nur verzichtet einer darauf, seine Spitzenlagen in unterschiedlichen Weinen vorzuführen und zu vermarkten?

Aber es ist keine Laune, die Martin Korrell dabei geleitet hat: Immer wieder habe er Rieslinge aus verschiedenen Fässern miteinander kombiniert, und das Lagen-Cuvée überzeugte ihn am allermeisten: Es zeige das „Beste aus den verschiedenen Terroirs der Nahe“, den Böden aus Muschelkalk, Sandstein, Tonmergel und Vulkanverwitterungsgestein.

Korrells mutiger Schritt ist gelungen: Sein Riesling ist schlank und sehnig gebaut, die stahlige Säure trägt ihn lang am Gaumen. Schicht für Schicht gibt er den würzigen Ausdruck seiner Herkunft preis: „Von den großen Lagen“ bietet die Vielfalt der Nahe in perfekter Verbindung und in einer einzigen Flasche.

Riesling Von den Großen Lagen, Jahrgang 2015, Weingut Korrell Johanneshof, 15 Euro, Bezug über www.korrell.com