Prozess ohne Ende – eine Chronologie

■ 7. Januar 2005: Der aus Sierra Leone stammende 37-jährige Asylbewerber Oury Jalloh wird morgens in Dessau festgenommen. Zwei Frauen hatten sich von ihm belästigt gefühlt. Der unter Alkohol- und Drogeneinfluss stehende Jalloh wird in einer gefliesten Gewahrsamszelle an Händen und Füßen gefesselt auf einer mit feuerfestem Bezug überzogenen Matratze fixiert. Mittags bricht in der Zelle ein Feuer aus. Jalloh stirbt.

■ März 2005: Bei einer von der Initiative „Gedenken an Oury Jalloh“ finanzierten zweiten Obduktion werden Frakturen an Jallohs Schädel festgestellt.

■ Januar 2007: Das Landgericht Dessau eröffnet das Verfahren gegen die Polizisten Andreas S. und Hans-Ulrich M. Der Dienstgruppenleiter S. soll den Brandmelderalarm ignoriert und abgestellt haben. M. soll bei der Durchsuchung Jallohs ein Feuerzeug übersehen haben, mit dem dieser dann seine Matratze angezündet habe.

■ 8. Dezember 2008: Der Richter Manfred Steinhoff wirft den Polizeizeugen vor, systematisch gelogen und eine „Aufklärung verunmöglicht“ zu haben. Aus Mangel an Beweisen spricht er die Angeklagten dennoch frei.

■ Dezember 2008: Nebenklage und Staatsanwaltschaft gehen in die Revision.

■ Januar 2010: Der BGH hebt das Urteil gegen S. auf.

■ 12. Januar 2011: Am Landgericht Magdeburg beginnt ein neuer Prozess gegen S.

■ Sommer 2012: Gutachter stellen fest, dass an den Resten des Feuerzeugs keinerlei Faserreste aus der Zelle haften. Die Nebenklage fordert weitere Untersuchungen und ein neues Brandgutachten. Das Gericht lehnt dies ab.

■ November 2012: Aktivisten belagern das Gebäude der Staatsanwaltschaft Dessau und fordern eine Mordanklage. Auch die Nebenklage sagt nun, Jalloh sei angezündet worden.

■ Dezember 2012: Die Verteidigung fordert Freispruch, die Staatsanwaltschaft eine Geldstrafe. (cja)