Suding will nach Berlin

Karriere Hamburgs Spitzenliberale Katja Suding will in den Bundestag – auch zu Lasten der Hanse-FDP

Hamburgs FDP-Spitzenfrau Katja Suding will für den Bundestag kandidieren. Das kündigte die Partei- und Fraktionsvorsitzende der FDP in der Hansestadt am Montag an. Sie wolle auf dem Nominierungsparteitag im November für den ersten Platz auf der Landesliste kandidieren. Ihr Ziel sei es, dazu beizutragen, dass die FDP bundesweit „locker die Fünf-Prozent-Hürde überspringt“ und nach vier Jahren außerparlamentarischer Opposition in den Bundestag zurückkehrt. Zwar werde das „kein Selbstläufer werden“ räumte die 40-Jährige ein. Sie sei aber vom Erfolg überzeugt und habe „keinen Plan B“ für den Fall des Scheiterns.

Hintergrund für Sudings Kandidatur ist die Überzeugung in der FDP-Bundesspitze, dass die Partei weitere vier Jahre außerhalb des Bundestages wirtschaftlich und strukturell kaum überleben könne. Denn dann würden auch die treuesten Spender und Sponsoren abspringen, die Parteifinanzen würden kollabieren. Deshalb sind Parteichef Christian Lindner und seine Vizes Suding und Wolfgang Kubicki aus Schleswig-Holstein als Zugpferde auserkoren worden und zum Siegen verdammt: Würden sie bei der Bundestagswahl im September 2017 scheitern, würde das auch das Ende ihrer bundespolitischen Ambitionen bedeuten.

Andererseits könnte Sudings Aufstieg in die Bundespolitik zu Lasten der Hamburger FDP gehen. Als unbekannte Newcomerin hatte Suding die zerstrittenen Elbliberalen 2011 völlig überraschend mit dem besten Ergebnis seit 1974 zurück in die Hamburgische Bürgerschaft geführt und ist seitdem Fraktionschefin. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 steigerte sie, inzwischen auch Landesvorsitzende, das Ergebnis sogar auf 7,4 Prozent mit einem teils schrillen und vollkommen auf sie zugeschnittenen Wahlkampf. Im Rathaus kokettiert sie gern damit, die laut Umfragen bekannteste Oppositionspolitikerin Hamburgs zu sein.

Zwei personellen Fragen wich Suding beim Pressegespräch am Montag aus. Für ihre Nachfolge als Fraktionschefin „kämen viele gute Leute infrage“, behauptete sie. Tatsächlich sind es nach taz-Informationen nur zwei: die Fraktionsvize Anna von Treuenfels und der Wirtschaftspolitiker Michael Kruse. Und welches Amt in einer Bundesregierung sie anstrebe, beantwortete Suding ebenfalls nicht. Tatsächlich hätte sie nichts gegen das Finanz- oder Bildungsressort.

Der Regierungspartner ist ihr übrigens egal: „Wir werden ohne Koalitionsaussage Wahlkampf machen“, legte Suding sich wenigstens in dieser Frage fest. Sven-Michael Veit