Wieder Selbstmord in U-Haft

KNAST Ein Häftling erhängt sich in Moabit. Dies ist der dritte Fall in vier Wochen

Zum dritten Mal innerhalb von knapp vier Wochen hat ein Untersuchungshäftling in Berlin Suizid begangen. Ein wegen einer tödlichen Attacke auf seine Freundin angeklagter 45-Jähriger habe sich am Montag in der Justizvollzugsanstalt Moabit erhängt, sagte der Verteidiger des Mannes. Ein Justizbediensteter habe die Leiche kurz nach 6 Uhr entdeckt.

Der Prozess gegen den Kampfsportler hatte vorige Woche begonnen und sollte am Montag fortgesetzt werden. Dem Inhaber einer Reinickendorfer Kampfsportschule wurde versuchter Mord durch Unterlassen und Körperverletzung mit Todesfolge zur Last gelegt. Im Mai soll er bei einem Streit mit einem Kampfstock auf seine Freundin eingeschlagen haben. Die Frau war bewusstlos zusammengebrochen und an Erbrochenem erstickt. Die Leiche wurde erst Tage später entdeckt.

Im Prozess schwieg der Meister der südasiatischen Kampfkunst Escrima zunächst, weil er sich laut Verteidigung psychisch nicht zu einer Aussage in der Lage fühlte. Bei der Polizei hat er die Attacke eingestanden und angegeben, sich später mit Selbstmordgedanken getragen zu haben. Nach Angaben der Opferanwältin wollte sich der Angeklagte am Montag im Prozess persönlich äußern. „Er lässt die Hinterbliebenen mit offenen Fragen zurück. Sie müssen jetzt damit weiterleben.“ Laut seinem Verteidiger hat der Mann keinen Abschiedsbrief hinterlassen.

Erst Mitte vergangener Woche nahm sich in der Justizvollzugsanstalt Moabit ein 68 Jahre alter Untersuchungshäftling das Leben. Er hatte Tage zuvor versucht, seine Ehefrau und seine Exfrau zu töten. Und Ende Oktober erhängte sich ein 20-Jähriger in seiner Zelle in der Jugendstrafanstalt Plötzensee. Er soll versucht haben, das Onlinenetzwerk SchülerVZ mit der Veröffentlichung von entwendeten Daten zu erpressen. (ddp)