Der Zulieferzwerg und Gulliver VW

AUTOS Volkswagen und Prevent vereinbaren nach heftigem Streit langfristige Zusammenarbeit

WOLFSBURG rtr/dpa | Nach dem Ende des Streits mit zwei Zulieferern über fehlende Bauteile steuert Volkswagen wieder zurück zur Normalität. Die Produktion soll am kommenden Montag wieder regulär laufen, hieß es am Mittwoch aus dem Konzern. Nicht gelieferte Getriebe-Gussteile und Sitzbezüge hatten den Takt in den Fabriken durcheinandergewirbelt – bis hin zu Produktionsstopps und Kurzarbeit. In Emden, Wolfsburg, Zwickau, Kassel, Salzgitter und Braunschweig konnten 27.700 Menschen nicht so arbeiten wie geplant.

Die am Dienstagmorgen zwischen VW und den zwei Firmen der Prevent-Gruppe erreichte Vereinbarung beinhaltet laut Unternehmenskreisen eine langfristige Zusammenarbeit. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, die bosnisch-deutsche Prevent-Gruppe sei danach bei VW weitere mindestens sechs Jahre im Geschäft. Im Gegenzug darf sich der Autobauer bei dringend benötigten Getriebeteilen einen weiteren Lieferanten für Gussteile suchen. Gleichzeitig verzichteten Volkswagen und Prevent gegenseitig auf Schadenersatzansprüche. Um VW künftig vor solchen Konflikten zu schützen, sei eine Vertragsstrafe in Millionenhöhe vereinbart worden. Für bereits entstandene Kosten erhalte Prevent von VW und Porsche einen Ausgleich von 13 Millionen Euro. Zuvor seien mehr als 50 Millionen Euro gefordert worden.

Der Machtkampf zeigt laut Experten, dass die Kräfteverhältnisse in der Branche in Bewegung geraten sind. Große Konzerne wie VW können ihren kleineren Partnern aufgrund der Einkaufsmacht zwar weiterhin vieles diktieren. Aber sie hätten sich teilweise auch zu abhängig gemacht. „Die vermeintlichen Zwerge können die Gullivers der Autobranche auch in Nöte bringen“, sagte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen.