taz-Podium
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Prostitution in Rio
: Ja, wo laufen sie denn?

Riologie

Aus Cosme VelhoChristina Fuscaldo​

Dirk van Tichelt, ein belgischer Judoka, hat in der ersten Woche erlebt, dass Olympia auch mit Schmerzen verbunden ist. Ein Hotelangestellter schlug den Bronzemedaillengewinner zusammen. Van Tichelt wollte in das fremde Hotel, da er dort nach einer Prostituierten suchte. Sie soll ihm sein Handy gestohlen haben. Gefunden wurde die junge Frau nicht. Als van Tichelt klar wurde, in was er sich da hineinmanövriert hatte (und dass sich die Geschichte in den sozialen Netzwerken rasch verbreiten würde), sah der Athlet von einer Anzeige ab.

Als ich davon in der Zeitung las, stellten sich mir zwei Fragen: Wollte der Belgier einfach aus Scham oder aus falschem Moralismus heraus nicht zugeben, dass er mit einer professionellen Sexarbeiterin zusammen war? Und: Wie läuft es eigentlich für die Frauen während der Spiele?

Tage später fiel mir auf, dass bei all den Überraschungen, Polemiken und Skandalen (verschiedene homosexuelle Pärchen outeten sich, Schwimmer belogen die Polizei, Videos rassistischer Judokas kursierten …), nichts von Eskapaden mit Prostituierten zu lesen war. Warum eigentlich?

Ich suchte Monique Prada auf, eine Aktivistin für die Rechte von Prostituierten, die sagte: „Diese Megaevents sind furchtbar für die Professionellen!“ Und weiter: „Wer auf der Straße arbeitet, muss sich in Gegenden zurückziehen, die weit entfernt sind vom Event.“ Wieder stellte ich mir Fragen: Warum wird das Thema nicht endlich geklärt? So setzt man sowohl die Frauen als auch die Klienten selbst (etwa den Belgier) einem Risiko aus. Warum werden Prostituierte wie Kriminelle behandelt, obwohl sie keinem illegalen Beruf nachgehen?

Moniques Aussage erinnerte mich an jene Straßenkinder, die Fußgänger bestehlen. Wenn Großereignisse anstehen, karrt die Präfektur sie an andere Orte. Doch sobald es vorbei ist, kehren sie zurück und das Leben beginnt da, wo es aufgehört hat. Im Fall der Frauen beginnt es mit einem finanziellen Schaden. Man kann sich aber sicher sein: Die Expertinnen werden dies schnell kompensieren.

Übersetzung: Sunny Riedel