heute in Bremen
: „Reine Spekulation“

Vortrag Wirtschaftsexperten erläutern und diskutieren die Folgen des britischen EU-Austritts

Andreas Meyer-Schwickerath

:

ist Vorstandsmitglied des Vereins „British Chamber of Commerce in Germany“.

taz: Herr Meyer-Schwickerath, die VerbraucherInnen scheinen den Brexit-Schock überwunden zu haben. Gilt das auch für die ProduzentInnen?

Andreas Meyer-Schwickerath: Das kann man bisher nicht sagen. Es gibt offenbar einen Nachfrage-Einbruch, vielleicht auch für deutsche Importe. Zahlen dazu sollten bald vorliegen und werde in Kürze veröffentlicht. Dabei muss allerdings betont werden, dass der Brexit noch nicht vollzogen ist. Es kann noch Jahre dauern, bis Großbritannien offiziell aus der EU austritt. Bis dahin gilt EU-Recht.

Sehen Sie eine besondere Auswirkung auf Bremen?

Wenn es die deutsche Exportwirtschaft betrifft, wird Bremen sicher auch davon berührt sein. Bremen ist unter anderem stark in erneuerbaren Energien.

Was ändert sich für Unternehmen, die in Großbritannien und Deutschland tätig sind?

Möglicherweise eine Menge, aber das hängt von den Verhandlungen ab, die die EU mit Großbritannien führt. Sie sollten besonnen und mit einem langen Ausblick geführt werden. Nicht zuletzt im Hinblick auf die EndverbraucherInnen in Deutschland und Großbritannien, die ja die Kosten tragen.

Wie wird sich die britische Wirtschaft langfristig entwickeln?

Ich denke, dass es da sehr auf die Verhandlungen ankommen wird.

Was bedeutet es für die deutsche Wirtschaft?

Auch das hängt sehr von den Verhandlungen ab. Deutschland sollte ein großes Interesse an vernünftigen Verhandlungen haben, da der Exportüberschuss gefährdet sein könnte.

Was bedeutet es, dass der britische Finanzsektor auf den Kontinent ausgelagert werden soll?

Das ist jetzt noch reine Spekulation. Es geht um einzelne Finanzdienstleister, die in Europa keinen Sitz haben, aber einen benötigen, um sich den deutschen VerbraucherInnen anzubieten. Sie müssten dann Niederlassungen gründen. Wo, ist sehr offen. Deutschland befindet sich da im Wettbewerb mit Frankreich, Niederlande, Luxemburg, Italien und weiteren Ländern.

Wie bewerten Sie die möglichen Unabhängigkeitsabstimmungen in Irland und Schottland?

Da wird es die Frage sein, inwieweit Großbritannien eine mehrheitsfähige Entscheidung findet. Das Verhandlungsergebnis muss auch in Irland und Schottland angenommen werden. Es wird überall auf Kompromisse hinauslaufen müssen.

Interview: Sebastian Krüger

17 Uhr, Haus Schütting, Am Markt 13, Voranmeldung erforderlich