Portrait
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Patrick Schiffer, neuer Piratenchef und Cousin von Claudia Foto: dpa

Piratenchef mit Promi-Faktor

Nein. Seiner Cousine Claudia Schiffer – dem weltberühmten Topmodel – sieht der neue Bundesvorstand der Piraten wirklich nicht ähnlich. Dennoch: Ein „kleiner Promi-Faktor“ habe schon geholfen, räumt Patrick Schiffer nach seinem Wahlsieg ein. Am Samstag erhielt der 43-Jährige auf dem Bundesparteitag in Wolfenbüttel 59,2 Prozent der Stimmen. „Pakki“, wie sich der Mann mit Schirmmütze und Spitzbart im Netz nennt, fordert von seiner Partei „Aufbruchstimmung“ – und eine thematische Öffnung.

Das Motto seines Vorgängers Stefan Körner („Wir wollen wieder die Partei des digitalen Wandels sein“) konnte den rasanten Abwärtstrend der Partei nicht aufhalten. Fünf Jahre nach dem Hype sind die Piraten zwar noch in vier Landtagen vertreten, ihre Mitgliederzahl ist aber auf ein Drittel gegenüber ihrem Höchststand 2012 zusammengeschrumpft: Es sind noch rund 12.000. Wenn sich die Partei nicht öffne, glaubt Schiffer, ergehe es ihr bei den anstehenden Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Niedersachsen wie bei den Wahlpleiten Anfang des Jahres. Schiffer, der als freiberuflicher Designer in Düsseldorf lebt und bislang Landesvorsitzender der NRW-Piraten war, macht uninspirierte Kampagnen und das Image als Nerdpartei für die Pleiten verantwortlich. „Es wird ein hartes Jahr“, sagte er. Aber zum zehnjährigen Piratenjubiläum nächsten Monat will er unbedingt den Wiedereinzug ins Berliner Abgeordnetenhaus schaffen.

Zum Aushängeschild einer „weltoffenen“ Piratenpartei taugt Schiffer jedenfalls. Geboren in Belgien, lebte er als Kind fünf Jahre in Ägypten. Während des Ingenieurs- und Designstudiums wohnte er in Maastricht und Aachen, danach in Berlin und Dortmund. Zu den Piraten kam er, weil er sich um die Menschenrechte in den Ländern des Arabischen Frühling sorgte. Auf Twitter bezeichnet sich „Pakki“ als „Kosmopolitan pirate with a belgian-arab mentality“.

Schiffer kann aber auch klassisch: Für die Dachorganisation weltweiter Piratengruppen PPI programmierte er gerade die Website. Und er kann Demut: „Viele wissen nicht mehr, für was die Piraten eigentlich stehen.“ Die Fehler fand er – bei den Piraten. Ralf Pauli