Sozialwissenschaft für alle

BILDUNGSWEG Uni-Bremen bietet sei 29 Jahren sozialwissenschaftliche Grundbildung an. Der Zwei-Jahres-Kurs kann Hochschulzugang ebnen

Mitte Oktober beginnt die 29. Auflage des Zwei-Jahres-Kurses des Zentrums für Arbeit und Politik der Universität Bremen. Die Weiterbildung für Erwachsene ist eine sozialwissenschaftliche Grundausbildung, die den Weg ins Studium bereiten kann. „Der Kurs ermöglicht durch die politische Weiterbildung einen besseren und breiteren demokratischen Diskurs“, sagt Peter Mehlis, einer der Dozenten. Zudem werden wissenschaftliche Arbeitsweisen vermittelt.

Mit 400 Stunden über zwei Jahre kann der Kurs nebenberuflich absolviert werden. Die Lehrveranstaltungen finden einmal wöchentlich abends statt. Dazu kommen mehrere Samstage und drei einwöchige Bildungsurlaube. „Zusätzlich müssen die Teilnehmenden noch mal etwa 400 Stunden investieren, um Referate oder Ausarbeitungen anzufertigen“, so Mehlis.

Lange aus dem Lernen raus

Der Kurs ist in drei Abschnitte geteilt. Zunächst werde anhand der Biografien der Teilnehmenden ein Zugang zu gesellschaftlichen Themen erarbeitet. „Viele sind schon lange aus Lernprozessen raus, daher beginnen wir mit dem biografischen Lernen“, erläutert der Dozent. Der ehemalige Teilnehmer Gerald Grüneklee meint: „Durch die Biografiephase lernt man nicht nur die anderen Teilnehmer, sondern auch sich selbst besser kennen“. Die Menschen hätten ganz unterschiedliche Zugänge.

Darauf folgt das exemplarische Lernen, bei dem sich die Teilnehmenden Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur auswählen und diese bearbeiten.

Stolz auf eigene Forschung

Schließlich arbeiten die Teilnehmenden ein Jahr lang gemeinsam an einem selbst gewählten Forschungsprojekt, an dessen Ende ein Forschungsbericht geschrieben wird. „Zu Beginn der Weiterbildung zeigen wir Berichte aus vorherigen Kursen. Die Teilnehmenden können meist nicht glauben, dass sie das auch schaffen. Am Ende sind sie stolz auf ihren eigenen Bericht“, erzählt Mehlis.

Die Kursgebühr beträgt 600 Euro. Für Erwerbslose gebe es erhebliche Erleichterungen. „Jemand, der etwa Hartz IV bezieht, muss 75 Euro selbst zahlen“, erklärt Mehlis. Hinzu kämen noch Unkostenpauschalen in Höhe von circa 140 Euro pro Woche für die Bildungsurlaube.

Für die Teilnehmenden gibt es am Ende des Kurses die Möglichkeit, eine Hochschulzugangsberechtigung zu erhalten. Dafür müssen sie fünf Jahre berufstätig gewesen sein und davon mindestens zwei Jahre eine Ausbildung absolviert haben.

Die Berechtigung ist allerdings an bestimmte Fächer der Universität und der Hochschule Bremen gebunden, etwa Soziologie oder Politikwissenschaft. „Viele studieren im Anschluss Soziale Arbeit“, berichtet Mehlis. Beispielsweise Gabriele Bredow, die den Kurs ursprünglich machte, um sich für ihre Ehrenämter weiterzubilden. Sie hat den Kurs 2015 abgeschlossen und studiert nun an der Hochschule im dritten Semester soziale Arbeit. „Ohne die Weiterbildung hätte ich kein Studium begonnen. Nun entwickle ich mich beruflich weiter, nicht nur für die ehrenamtlichen Tätigkeiten“, erzählt Bredow.

Der älteste war 73 Jahre alt

„Der Kurs ist für jeden offen“, sagt Mehlis. Entsprechend unterschiedlich sind die Teilnehmenden. Die Jüngsten seien Mitte zwanzig, der Älteste war 73. „Ein Großteil ist zwischen 40 und 50.“ Auch die Lebensentwürfe seien unterschiedlich. Nicht alle haben das Ziel, zu studieren. „Ich bin mit meinem Beruf zufrieden. Ich beschäftige mich aber den ganzen Tag mit Zahlen und wollte einen anderen Blickwinkel kennenlernen“, sagt etwa Andreas Schmitz. Durch die von Dozenten angeleiteten Diskussionen habe er „neue Sichtweisen kennengelernt“.Jördis Früchtenicht