CSU probt die Kätzchen-Masche

VERSÖHNUNG Beim Besuch des griechischen Regierungschefs Samaras in Bayern gibt sich Horst Seehofer betont „piano“. Das „Dröhnende“ wolle er nicht

MÜNCHEN taz | Horst Seehofer hat einen neuen Lieblingsspruch. Auch beim Besuch des griechischen Premierministers Antonis Samaras am Sonntagabend fand sich dafür eine Gelegenheit.

Als die Journalisten baten, Seehofer und Samaras mögen ein weniger näher an die Kameras herantreten, weil die Mikrofone im schmucken Prinz-Carl-Palais nicht recht funktionierten, gluckste Bayerns CSU-Ministerpräsident voller Freude: „Wissen Sie, wir Bayern sind immer ein bisschen piano. Wir wollen das Dröhnende, Brüllende nicht. Wir sind schnurrende Kätzchen.“ Worüber er dabei so lacht, ist die offensichtliche Ironie in dieser Phrase. Was noch vor einigen Monaten aus der CSU in Richtung Athen zu hören war, sprengte für viele den Rahmen einer sachlichen politischen Auseinandersetzung und belastete die Beziehungen zwischen Bayern und Griechenland. Unter anderem forderte Finanzminister Markus Söder, an Griechenland müsse „ein Exempel statuiert werden, dass diese Eurozone auch Zähne zeigen kann“. Der Rauswurf der Griechen aus der Eurozone war das erklärte Ziel der Christsozialen.

Am Sonntagabend wusste Seehofer davon nichts mehr. Man wolle in die Zukunft blicken. Bayern wolle ausloten, in welchen Regionen und Branchen sich die Netzwerke zwischen den beiden Ländern ausbauen ließen.

Schon auf dem CSU-Parteitag Ende Oktober war die Partei auf Kanzlerin Angela Merkels Eurorettungskurs eingeschwenkt. Die Nachrichtenagentur dpa schrieb daraufhin, die CSU habe sich plötzlich „vom brüllenden Löwen zum schnurrenden Kätzchen“ gewandelt. Mit dieser Formulierung trat Seehofer beim CDU-Parteitag in Hannover auf, um der auch in Bayern beliebten Kanzlerin zu versprechen, ihr bis zur Bundestagswahl keinen Ärger mehr zu machen: Die CSU werde ein „schnurrendes Kätzchen und kein brüllender Löwe“ sein, so Seehofer. „Das entspricht unserer Mentalität.“ Da musste selbst die Kanzlerin lachen. Doch funktioniert die neue Kätzchen-Masche: Laut Umfragen liegen die Christsozialen zehn Monate vor der Landtagswahl in Bayern bei 48 Prozent. MARLENE HALSER