„Bei Steinbrück weiß frau, woran sie ist“

FRAUEN Die Vorsitzende der SPD-Frauen, Elke Ferner, meint, auch Frauen sollten Peer Steinbrück wählen

■ 54, ist seit 2004 Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). Die in Idar-Oberstein geborene Programmiererin ist zudem stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Dem Bundestag gehört sie mit Unterbrechungen seit 1990 an.

taz: Frau Ferner, Peer Steinbrück hatte schon vor seiner Nominierung erklärt, er sei offenbar „nicht emotional genug“ für Frauen. Hatte er damit recht?

Elke Ferner: Ich finde nicht, dass er nicht emotional genug ist. Er ist, das hat auch seine Rede gezeigt, humorvoll und witzig. Und er hat eine genaue Vorstellung davon, wie die Gesellschaft von morgen aussehen soll. Vielleicht ist er für den Geschmack von einigen zu direkt. Ich finde das aber gut. Bei ihm weiß frau immer, woran sie ist.

Steinbrück ist ja alles andere als unemotional. Sehen wir hier also eher „männliche Emotionen“, die Frauen einfach nicht richtig verstehen, im Gegensatz zu denen der Bundeskanzlerin?

Nein, bestimmt nicht. Frauen finden es vielleicht cool, dass in Deutschland erstmals eine Frau Regierungschefin ist. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich von ihr mehr erwartet haben als das Betreuungsgeld oder eine harmlose Flexiquote.

Sondern?

Wenn wir als Partei deutlich machen können, dass gleichstellungspolitischer und damit gesellschaftlicher Fortschritt besser mit Peer Steinbrück und der SPD im Kanzleramt zu erreichen ist als mit Frau Merkel und der Union im Bremserhäuschen, dann werden wir auch die Herzen der Frauen zurückgewinnen.

Und wie könnte das mit diesem Kandidaten funktionieren?

Peer Steinbrück will ebenso wie die Frauen in der SPD eine Gesellschaft, in der sich Frauen und Männer auf Augenhöhe begegnen und mehr Partnerschaftlichkeit in Familie und Beruf leben können. Es geht um Lohngleichheit und Aufstiegschancen, familienfreundliche Arbeitszeiten für Frauen und Männer. In diesen Zielen sind wir uns absolut einig – auch wenn es vielleicht noch Diskussionsbedarf im Detail gibt. Im Gegensatz zu Merkels Union, die in ihrer überwiegenden Mehrheit noch dem Rollenverständnis der frühen sechziger Jahre verhaftet ist, ist Peer Steinbrück wirklich auf der Höhe der Zeit.

Gut und schön. Aber wie will die SPD das konkret hinkriegen?

Rahmenbedingungen kann man nur mit Gesetzen verändern. Denn freiwillig bewegt sich nichts. Wir brauchen gesetzliche Regelungen zur Durchsetzung der Entgeltgleichheit und für Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten – auch in der Wirtschaft. Wir brauchen kein Betreuungsgeld, sondern verlässliche und bezahlbare Infrastruktur, wie Kitas ab dem ersten Lebensjahr aber auch Ganztagsschulen. Und wir müssen die noch vorhandenen Barrieren beseitigen. Deshalb brauchen wir Veränderungen bei den Minijobs und beim Ehegattensplitting.

INTERVIEW: ANJA MAIER