Völkermordüberlebende boykottieren UNO

RUANDA Proteste gegen Freilassung des prominenten Angeklagten Zigiranyirazo durch UN-Gerichtshof

BERLIN taz | Die Freilassung eines der prominentesten Völkermordangeklagten des UN-Ruanda-Tribunals im tansanischen Arusha vergangene Woche zieht Kreise. Wie ruandische Medien berichten, wollen Ruandas Völkermordüberlebende die Arbeit des Tribunals aus Protest boykottieren. Man werde keine Zeugen mehr nach Arusha schicken, erklärte nach einer Demonstration vor dem Tribunalbüro in Ruandas Hauptstadt Kigali Théodore Simburudali, Präsident des Überlebendenverbandes „Ibuka“, der die ruandischen Tutsi vereint, die den Massakern an über 800.000 Menschen 1994 entkamen. Ibuka forderte Ruandas Regierung außerdem auf, weitere Ermittlungen des Tribunals in Ruanda zu untersagen.

Vergangene Woche hatte das UN-Tribunal den vor 1994 sehr mächtigen Schwager des damaligen ruandischen Staatschefs Juvenal Habyarimana, Protais Zigiranyirazo, in einem Berufungsverfahren aus formalen Gründen freigesprochen, zum Unverständnis von Beobachtern, die einen Rückverweis des Verfahrens an die zuständige Kammer erwartet hatten. Wenig später wurde der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagte katholische Priester Hormisdas Nsengimana aus Mangel an Beweisen freigesprochen. D.J.