Alternativer Nobelpreis

Die Right-Livelihood-Stiftung hat am Donnerstag die Träger des alternativen Nobelpreises 2016 bekannt geben. Ausgezeichnet werden

Die Feministin

FRAUENRECHTE Die Ägyterin Mozn Hassan unterstützt mit ihrer Organisation Nazra Frauen im Nahen Osten und in Nordafrika

Traut sich nicht mehr in die Türkei: Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur von „Cumhuriyet“ Foto: Vedat Arik/ap

von Reinhard Wolff

STOCKHOLM taz | „Für ihren Einsatz für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung.“ So lautet die Begründung der Jury für die Verleihung des alternativen Nobelpreises an die 1979 geborene ägyptische Frauenrechtlerin und Menschenrechtsverteidigerin Mozn Hassan.

Außergewöhnlich mutig: Weißhelme, hier bei einer Beerdigung in einem Vorort von Damaskus Foto: Feras Domy/ap

Nach einem gesellschafts- und rechtswissenschaftlichen Studium in Kairo hatte sie 2007 zusammen mit anderen Frauen die Organisation Nazra für feministische Studien gegründet. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Rechte von Frauen nicht nur in Ägypten, sondern auch im Nahen Osten und insgesamt in Nordafrika zu stärken.

Die Organisation dokumentiert sexuelle Übergriffe und hilft den Opfern, medizinischen, psychologischen und juristischen Beistand zu erhalten. Außerdem unterstützt Nazra im Rahmen der Women’s Political Academy Frauen bei ihrer Kandidatur für Ämter bei Parlaments-, Kommunal- und Gewerkschaftswahlen. Bei den Parlamentswahlen in den Jahren 2011 und 2015 waren mehrere Kandidatinnen unterstützt worden, jeweils einer davon gelang dabei die Wahl ins Parlament. Darüber hinaus wird von Nazra eine feministische Schule organisiert, die jungen Frauen und Männern Genderfragen näherbringen soll.

Glaubt an eine bessere Zukunft für Frauen: die Menschenrechtsaktivistin Mozn Hassan Foto: Khaled Elfiqi/dpa

„Aufgrund ihrer Arbeit befand sich Hassan während einer unglaublich turbulenten Zeit in Ägypten im Fadenkreuz verschiedener Gruppen wieder, die in der derzeitigen Bekämpfung von Zivilgesellschaft und NGOs gipfelte“, so Ole von Uexküll, Geschäftsführer der Right Livelihood Stiftung: Einer ihrer Erfolge sei stärkere Verankerung der Frauenrechte in der Verfassung von 2014. Zusammen mit anderen Frauengruppen habe Nazra auch zur Änderung des ägyptischen Strafrechts beigetragen: Die Definition für sexuelle Verbrechen wurde auf sexuelle Belästigung ausgeweitet. Diese Arbeit, so von Uexküll, bringe „die Werte des Right Livelihood Awards auf den Punkt.

Hassans Reaktion auf die Preisverleihung: „Der Preis ist nicht nur eine Anerkennung für die Arbeit von Nazra. Sie würdigt jede Frau, die für ihre Grundrechte kämpft, die gegen sexuelle Gewalt ankämpft und überlebt, jede Frau, die täglich darum kämpft, weiter existieren zu können. Wir glauben weiterhin an eine bessere Zukunft für Frauen in Ägypten, in der Region und überall in der Welt.“