heute in Bremen
: „Freude mit Seemannsgarn“

HanseZeit Das Bremer Geschichtenhaus spielt „Seefahrt“ in einer Seniorenresidenz

Gabriele Thieke

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42, Ausstellungsleiterin und Trainerin im Bremer Geschichtenhaus.

taz: Frau Thieke, was passiert, wenn das Bremer Geschichtenhaus das Stück „Seefahrt“ in der Seniorenresidenz in der Contrescarpe aufführt?

Gabriele Thieke: Wir spielen Geschichten aus der Seemannszeit in Spätmittelalterkleidung nach. Das fängt an mit einer typischen Handelsroute, als in Bremen Bier, in Hamburg Salz und in Lübeck Wein für die Fahrt nach Nowgorod geladen wurde. Eine Kollegin erzählt dazu Seemannsgarn, zur Auflockerung. Es endet mit einer afrikanischen Liebesgeschichte.

Das Stück behandelt die Hansezeit im späten Mittelalter. Ist das Nachspielen nicht reine Nostalgie?

Nein, man kann immer alles auf die heutige Zeit ummünzen. Die Bremer haben sich seit jeher durch die Geschichte gewurschtelt. Da lässt sich immer ein aktueller Bezug herstellen.

Die Bremen-Vegesacker Fischerei-Gesellschaft schloss 1969, die Schiffswerft Vulkan 1997. Haben die Senioren noch eine persönliche Verbindung zur Seefahrerzeit in Bremen?

Das kann ich mir gut vorstellen. Als „Hanse-Scouts“ des Bremer Geschichtenhauses spielen wir unsere Stücke in verschiedenen Institutionen. Und für dieses Stück gibt es eine starke Nachfrage von Pflege- und Altenheimen. Die Senioren sind ja leider nicht mehr in der Lage, selbst rauszukommen.

Worum geht es in der „afrikanischen Liebesgeschichte“?

Eine Kollegin, die aus Somalia kommt, hat das Märchen von ihrer Großmutter erzählt bekommen. Es geht um ein Liebespaar, der Mann ist verflucht und die Frau versucht, ihn zu retten.

Wie passt das zur Seefahrt?

Es passt, weil wir verschiedene Länder ansprechen. Außerdem leuchten die Augen der alten Menschen auf, wenn wir die Geschichte erzählen, weil es sie an Erlebnisse aus ihrem eigenen Leben erinnert.

Ist da noch Raum für kritische Geschichten, wie die von versklavten Menschen aus afrikanischen Ländern?

Das thematisieren wir dort nicht, weil das zu weit reichen würde. Wir wollen nicht, dass etwas falsch aufgenommen wird. Die Führung „Hin und weg“ im Geschichtenhaus zum Beispiel thematisiert Migration. Bei den Jugendlichen entstand ein immenser Gesprächsbedarf. Dafür gibt es nach der Führung eine Gesprächsrunde. Im Altenheim ist das nicht möglich. Deshalb wollen wir einfach eine schöne Zeit zusammen verbringen und Freude hinterlassen.

interview: Elisabeth Nöfer